Am Montagabend schiesst der Tunesier Abdesalem L.* (†45) im Zentrum der belgischen Hauptstadt Brüssel um sich. Sein Ziel: schwedische Fussballfans. Zwei Menschen sterben, darunter ein schwedischer Staatsangehöriger mit Wohnsitz in der Schweiz. Am Dienstag konnte die Polizei den Todesschützen von Brüssel ausfindig machen und «neutralisieren». Das Protokoll eines terroristisch motivierten Angriffs.
19.15 Uhr
Abdesalem L. hält mit seinem Roller an der Ecke Sainctelette-Platz/Boulevard d'Ypres an. Er trägt eine auffällige, orangefarbene Jacke. In Ruhe baut er sein Gewehr zusammen, feuert dann auf ein schwarzes Taxi, einen Mercedes Vito.
Laut Augenzeugen drückt er dreimal ab. Ein Fahrgast, der ein Shirt der schwedischen Nationalmannschaft trägt, stirbt. Es ist anzunehmen, dass er auf dem Weg zum Fussballspiel Belgien gegen Schweden im König-Baudouin-Stadion war.
Der Taxifahrer wird schwer verletzt, blutend fährt er den Wagen noch ein Stück weiter, weg vom Todesschützen, bevor das Fahrzeug zum Stehen kommt. Das zeigt ein Video, das in den sozialen Medien kursiert. Abdesalem L. steigt daraufhin auf seinen Roller und fährt davon.
19.15–19.35 Uhr
Nicht einmal 50 Meter weiter, steigt der Tunesier wieder von seinem Roller. Er hat einen weiteren schwedischen Fussballfan entdeckt. Der Mann merkt, dass er verfolgt wird, flüchtet mit weiteren Personen in die Lobby eines Bürogebäudes. Es gehört dem flämischen Wohnungsbaufonds, Boulevard d'Ypres Hausnummer 41.
Abdesalem L. folgt den Flüchtenden, eröffnet im Eingangsbereich das Feuer. Sein Opfer stürzt. Mehrmals schiesst der Terror-Täter auf den wehrlosen Mann, tötet ihn aus nächster Nähe. Sein Opfer stirbt mit dem Gesicht zum Boden. Danach verlässt der Attentäter das Gebäude, setzt sich auf seinen Roller, ruft «Allahu Akbar» und verschwindet in die Nacht.
19.35 Uhr
Auf Facebook veröffentlicht L. unter dem Namen Slayem S.* ein Bekennervideo. Dieses hat er offenbar nach der Tat aufgenommen. Auf Arabisch schwört er dem Islamischen Staat (IS) die Treue und verkündet, er habe «drei ungläubige Schweden» angegriffen. Weiterhin bezeichnet er sich als «Krieger auf dem Weg zu Allah».
20.45 Uhr
Während von Abdesalem L. jede weitere Spur fehlt, beginnt nur fünf Kilometer vom Tatort entfernt die Fussballpartie zwischen Belgien und Schweden. Zeitgleich kommen Mitglieder der belgischen Regierung, darunter Premierminister Alexander De Croo (47), Innenministerin Annelies Verlinden (45) und Justizminister Vincent Van Quickenborne (50) sowie hochrangige Vertreter der Sicherheitsbehörden zusammen, um zu besprechen, welche Massnahmen ergriffen werden sollen. Die Fahndung läuft.
21.50 Uhr
Das Spiel wird abgebrochen. Noch immer weiss niemand, wo sich Abdesalem L. aufhält. Fünf Minuten später wird in Brüssel die höchste Terror-Warnstufe 4 ausgerufen.
Nach Mitternacht
Die Evakuierung des Stadions läuft. In Schaerbeek, am Wohnsitz von Abdesalem L., gibt es einen Polizeieinsatz. Die Frau des Todesschützen wird festgenommen und stundenlang verhört. Zwischen 2 und 3 Uhr ist klar: Der Täter ist nicht nach Hause zurückgekehrt.
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5 Uhr
Premierminister De Croo, Ministerin Verlinden, Minister Van Quickenborne, Staatssekretärin für Asyl und Migration Nicole de Moor (39) sowie Bundesanwalt Frédéric Van Leeuw (50) geben eine Medienkonferenz. Es wird von Terror gesprochen und berichtet, dass der Täter noch nicht gefasst wurde. Premierminister De Croo teilt mit: «Er nahm gezielt Schweden ins Visier.»
8 Uhr
Sicherheitskräfte stürmen ein Café in Schaerbeek. Es fallen Schüsse. Abdesalem L. wird von einer Kugel in die Brust getroffen, muss vor Ort wiederbelebt werden. Auf dem Weg ins Spital stirbt der Nordafrikaner.
* Namen bekannt