Propagandaveranstaltung getarnt Kulturfestival – Polizei kann nur zusehen
Eritreas Diktator geht in der Schweiz auf Spendenjagd

Der eritreische Diktator Isaias Afewerki sammelt in der Schweiz Geld für sein Regime. Die Opposition ist empört darüber – doch die Polizei kann wegen eines Tricks nichts unternehmen.
Publiziert: 28.08.2022 um 17:45 Uhr
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Hier feiern zwei als Militärs gekleidete Männer mit echt scheinenden Gewehren an einem vermeintlichen Eritrea-Kulturfest im Wallis.
Foto: Youtube / Screenshot

Zwei Männer in Tarnanzug halten echt aussehende Gewehre in die Luft. Um sie herum tanzen Dutzende Leute in bunten Kleidern. Diese Szenen haben sich diesen Sommer nicht etwa in Afrika, sondern in einer Mehrzweckhalle im Wallis abgespielt.

Beim vermeintlichen Kulturfestival handelte es sich in Wahrheit um eine Propagandaveranstaltung zur Unterstützung des totalitären Regimes in Eritrea, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Dabei wurden die Gäste zu Spenden für Diktator Isaias Afewerki (76) aufgerufen. Auch der eritreische Botschafter in der Schweiz, Adem Osman, nahm am Anlass teil.

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«Ein gewisses Gewaltpotenzial»

Solche Veranstaltungen zum Sammeln von Spenden für die «Märtyrer» in Eritrea finden immer wieder statt. Auch am Samstag war ein entsprechender Event geplant. Diese werden jeweils erst im Nachhinein öffentlich gemacht, da sich die Organisatoren vor Demonstrationen durch Oppositionelle und dem Einschreiten der Polizei fürchten.

Diese Angst scheint nicht ganz unbegründet zu sein. So erklärt das Bundesamt für Polizei Fedpol gegenüber der «NZZ am Sonntag», die Vergangenheit habe gezeigt, «dass ein gewisses Gewaltpotenzial besteht und Ausschreitungen möglich sind».

Polizei kann nur zusehen

Die grosse eritreische Diaspora in der Schweiz ist gespalten. Viele in den 80er-Jahren geflüchtete Eritreerinnen und Eritreer sind nach wie vor Anhänger von Diktator Afewerki. Die in den 2000er-Jahren Geflüchteten hingegen haben die Unterdrückung des Regimes am eigenen Leib erfahren und kämpfen gegen den Machthaber und dessen Gefolgschaft.

Obwohl die Propagandaveranstaltungen bekannt sind, können die Oppositionsgegner und auch die Polizei nichts gegen die Spendensammlungen unternehmen. Die Organisatoren halten den Austragungsort nämlich bis zur letzten Minute geheim.

Massenschlägerei in Deutschland

Gemäss der «NZZ am Sonntag» warteten am Samstag Busse an Sammelpunkten auf die Teilnehmer. In die Busse durfte nur einsteigen, wer sich vorab telefonisch angemeldet hatte. Wo der Anlass schliesslich stattfand, ist bisher noch nicht bekannt.

Wie gross die Spannungen zwischen den Befürwortern und Gegnern von Diktator Afewerki sind, zeigt ein Vorfall, der sich vor einer Woche in Deutschland abgespielt hat. Dabei versuchten Oppositionelle, einen Saal voller Anhänger Afewerkis zu stürmen. Es kam zu einer Massenschlägerei mit mehr als 200 Beteiligten. 33 Personen, darunter sieben Polizisten, wurden verletzt. (obf)

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