Jetzt kommt der Wald-Rambo vor Gericht
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Sie entdeckte den Wald-Rambo:«Er trug eine Tarnhose und hatte einen Wanderstock»

Profiler Mark T. Hofmann über Wald-Rambo Yves Rausch (31)
«Er hat sich quasi gestellt»

Profiler Mark T. Hofmann vermutet, dass Wald-Rambo Yves Rausch gefunden werden wollte. Denn er spazierte ohne sich zu verstecken in die Richtung der Ortschaft Oppenau, kniete sich in der Nähe des «Bierhäusle» auf die Strasse und legte die Waffen vor sich hin.
Publiziert: 19.07.2020 um 15:32 Uhr
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Aktualisiert: 19.02.2021 um 14:37 Uhr
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Sechs Tage war Yves Rausch auf der Flucht. Jetzt sitzt er in U-Haft.
Foto: keystone

Yves Rausch hat seine Flucht durch den Wald ganz bewusst beendet. Davon ist der Profiler Marc T. Hofmann überzeugt. Im «Bild Talk» erklärt er: «Ich glaube, dass er sich schon in gewisser Weise gestellt hat. Denn wo wurde er gefunden? In der Nähe des Ortes, in der Nähe des Bierhäusle, in der Nähe der Kneipe.»

Nachdem der 31-Jährige bei einer Kontrolle vier Polizisten ihre Dienstwaffe abgenommen hatte und während seiner sechstägigen Flucht durch den Schwarzwald von Hunderten von Polizisten gesucht worden war, wurde er am Freitagabend in der Nähe der deutschen Ortschaft Oppenau verhaftet.

Der Kriminalanalyst meint, dass der Wald-Rambo nicht einfach herumspaziert wäre, wenn er sich hätte verstecken wollen. «Wenn ich flüchten will, würde ich ja eher in den Wald gehen und nicht an die Hauptstrasse.» Zudem habe sich Yves Rausch hingekniet und die Waffen vor sich hingelegt. Hofmann: «Das ist ja wortwörtlich entwaffnend.» Daneben legte Rausch ein Schreiben für den Fall, wenn ihm bei der Verhaftung etwas zustossen sollte.

«Auch ein Survival-Profi braucht Ausrüstung und Vorbereitung»

Der Wald-Rambo habe so gesehen kapituliert. Auch wenn der Profiler nicht davon ausgeht, dass Yves Rausch am Ende seiner Kräfte war, denkt er dennoch, dass Rausch zu wenig vorbereitet war für mehrere Tage im Wald. «Normale Leute wären nach fünf Tagen im Wald am Ende ihrer Kräfte, man hat Hunger und kalt. Er hat aber das Skill-Set und die Fähigkeiten, um länger zu überleben. Aber auch ein Survival-Profi braucht Ausrüstung und Vorbereitung.» Doch beides habe Rausch nach der spontanen Entwaffnung der vier Polizisten gefehlt.

Der Polizist des Sondereinsatzkommandos, der bei der Verhaftung verletzt wurde, ist nicht im Spital. Laut Profiler Hofmann dürfte die Festnahme glimpflich abgelaufen sein. Über das Schreiben berichtet er, dass es mit «Ghostdance» unterschrieben war. «Das bezieht sich auf das Massaker an den Indianern. Die wollten einfach friedlich in der Natur leben und wurden niedergemetzelt. Er identifiziert sich möglicherweise damit – er will auch nur einfach friedlich im Wald leben.»

Der Kriminalanalyst hält den Wald-Rambo keineswegs für einen aggressiven Psychopathen. «Ist er Amokläufer oder Terrorist? Die Antwort ist Nein. Die Gefahr bestand immer nur für ihn selbst oder bei einer Verhaftung möglicherweise für die Polizei.» Der Profiler sieht den Wald-Rambo als einen sensiblen Mann, der sich noch nicht ganz gefunden habe. Zwar ein Sonderling, aber keine grundsätzlich gefährliche Person.

«Ich wünsche ihm einen Star-Anwalt»

Nun wird Rausch der Prozess gemacht. Auch dazu hat Hofmann eine klare Meinung: «Wenn ich teilweise höre, was für lächerlich geringe Strafen manche Vergewaltiger oder Kinderschänder kriegen, oder wenn üble Bad Guys, die wirklich krass psychopathische Züge haben, auf Bewährung freikommen oder wegen Formfehlern überhaupt keine Strafe kriegen. Dann muss ich sagen, wenn er jetzt fünf bis 15 Jahre erhält – das ist der Strafrahmen, wenn die Waffe scharf war – dann widerstrebt das schon so ein bisschen meinem Gerechtigkeitssinn.»

Der Profiler: «Ich wünsche ihm einen Star-Anwalt. Ich glaube, auch wenn Yves Rausch Einzelkämpfer ist, wird er in der juristischen Arena Hilfe gut gebrauchen können.»

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft könnte in acht bis zwölf Wochen Anklage gegen den 31-Jährigen erhoben werden. Mit dem Beginn eines Prozesses könne bis Ende des Jahres gerechnet werden. Im Fall einer Verurteilung droht dem Beschuldigten eine Haftstrafe zwischen 3 und 15 Jahren. Der Mann soll auch von einem Psychiater begutachtet werden - und es wird geprüft, ob er Substanzen, Medikamente oder Rauschmittel, genommen hatte.

Neben den vier Dienstwaffen der Polizei wurde auch noch eine weitere Pistole gefunden. Bei der Waffe soll es sich um eine Schreckschusspistole handeln. (ct/sda)

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