Tagelang suchten deutsche Einsatzkräfte fieberhaft den Schwarzwald unweit der Schweizer Grenze ab. Doch vom flüchtigen Yves Rausch (31) fehlte seit Sonntag jede Spur. Der schwer bewaffnete Wald-Rambo schien wie vom Erdboden verschluckt – bis jetzt. Gestern um 17.15 Uhr konnte der 31-Jährige nach fast einer Woche geschnappt werden.
Für den beschaulichen Ort Oppenau endet damit eine nervenaufreibende Woche. «Ich bin einfach nur froh, dass der Alptraum für unseren Ort ein Ende gefunden hat», sagt Bürgermeister Uwe Gaiser der dpa, kurz nachdem die Polizei die Öffentlichkeit über die vorläufige Festnahme des 31-Jährigen informiert hat. Viel mehr weiss Gaiser über die Umstände da selbst noch nicht.
Zeugen brachten den Durchbruch
An einer eilig anberaumten Pressekonferenz gab die Polizei am Freitagabend Details zur Festnahme bekannt. «Wir sind überglücklich und zufrieden», sagte der Offenburger Polizeipräsident Reinhard Renter. Zum Durchbruch kam es, nachdem zwei Zeugen den Wald-Rambo gesehen hatten. «Spezialeinsatzkräfte haben dann mit Hunden die Spur aufgenommen, unterstützt von Hubschraubern», erklärte Einsatzleiter Jürgen Rieger.
Schliesslich wurde der 31-Jährige entdeckt. «Er sass in einem Gebüsch, die vier Pistolen sichtbar vor sich hingelegt, ein Beil auf dem Schoss», beschrieb der Einsatzleiter die Szenerie, die von den Polizisten angetroffen wurde. Bei den Pistolen handelte es sich um die vier Dienstwaffen der Polizisten, die Rausch am Sonntag entwaffnen konnte, bevor er flüchtete.
Neben den Waffen lag vor dem Wald-Rambo ein Stück Papier. «Wir vermuten, es war ein Abschiedsbrief», so Rieger. Einsatzkräfte hätten den Mann angesprochen, um ein «Blutbad» zu verhindern.
SEK-Beamter mit einem Beil verletzt
Was dann genau passierte, liessen die Beamten offen. Laut Medienberichten wurde Rausch bei der Verhaftung angeschossen. An der Pressekonferenz wurde das weder bestätigt noch dementiert. «Bei der Festnahme wurde der Täter leicht verletzt, ist aber nicht in einem Krankenhaus», hiess es nur. Auch ein Beamter des Sondereinsatzkommandos (SEK) wurde mit dem Beil verletzt, «allerdings nur oberflächlich», so die Kollegen.
Man habe von Rausch eine Blutprobe genommen, um zu überprüfen, ob der Gesuchte unter Drogen stand. Befragt werden konnte er noch nicht, weil ihm noch kein Anwalt zur Seite gestellt wurde.
Verzweifelter Appell an Wald-Rambo
Rausch drehte vor einer Woche während einer Polizei-Kontrolle durch. Der Wald-Rambo hatte sich in einer Gartenlaube eingenistet. Der Besitzer wollte ihn raus haben, rief daher die Beamten zur Hilfe. Zunächst schien der Einsiedler einsichtig, doch dann zog er eine Pistole und entwaffnete vier Polizisten. Danach flüchtete er mit den Pistolen in den Wald.
Kurz vor der Festnahme griffen die Ermittler am Freitag zu einer verzweifelten Methode. Der 31-Jährige sollte sich doch bitte melden. «Ich bitte ihn inständig, mit uns Kontakt aufzunehmen. Sollte er noch über Kommunikationsmittel verfügen, soll er uns anrufen. Oder über die Familie oder Freunde Kontakt aufnehmen», bat die Polizei.
Dann wandte sich der Polizei-Sprecher direkt an den Wald-Rambo: «Nehmen Sie Kontakt mit uns auf! Rufen Sie uns an!» Noch während sich die Polizei direkt an den Gesuchten wandte, gingen die entscheidenden Hinweise aus der Bevölkerung ein – wenig später wurde der Wald-Rambo geschnappt.
Finnische Metal-Band distanziert sich
Fahndungsbilder zeigen den Wald-Rambo mit einem T-Shirt der finnischen Metal-Band «Ensiferum» (lateinisch für schwerttragend). Auf Anfrage des TV-Senders RTL distanzierten sich die Finnen von Yves Rausch. «Viele Leute tragen die Band-Shirts», heisst es in einem Statement. Tausende Exemplare seien auf der Tour der Metal-Band verkauft worden. «Wir hoffen, dass die Situation friedlich gelöst wird und niemand zu Schaden kommt», erklärte Ensiferum kurz vor der Verhaftung. Der Wunsch wurde erfüllt. (jmh/sac/SDA)