Die Polizei der kanadischen Metropole Toronto hatte am Donnerstag eine Vermisstmeldung aufgegeben. «Isobella Degrace, 27, wurde zuletzt am Samstag, den 25. Juni 2022, um 3 Uhr morgens in der Gegend zwischen Ryerson Avenue und Bathurst Street gesehen.» Und weiter: «Sie wird als 1,70 Meter gross, schlank, mit zotteligem blondem Haar und vollem Ziegenbart beschrieben. Sie wurde zuletzt mit einem schwarzen T-Shirt und einer grauen Hose gesehen.»
Man mache sich Sorgen um die Sicherheit von Degrace, die Meldung sei kein Scherz, so die Polizei auf Twitter. Nutzer hinterfragen die Meldung trotzdem – besonders den Fakt, dass Degrace mit weiblichen Pronomen angesprochen wird. «Wie soll das helfen?», fragt sich jemand. «Ehrlich, wenn diese Person in Gefahr ist, erweist man der Öffentlichkeit mit einer solchen Irreführung einen Bärendienst.»
«Fakten statt Identitätspräferenzen!»
Die Message der wütenden Twitternutzer: Dass die Polizei die bevorzugten Pronomen der Frau verwendet, helfe bei der Suche nach Degrace überhaupt nicht, sondern sei sogar irreführend und würde die Suche nur erschweren. «Wie würdet ihr die Frau beispielsweise am Telefon oder im Radio beschreiben? Würdet ihr dann erwähnen, dass sie aussieht wie ein ‹gewöhnlicher Mann›?», wirft ein anderer Nutzer ein.
«Könnt ihr vielleicht Fakten für eure Vermisstmeldungen verwenden, statt Identitätspräferenzen?», giftet eine weitere Person. «Hier geht es darum, eine vermisste Person zu finden und nicht darum, Zeichen der Tugend zu setzen.» Die Polizei von Toronto hat noch keine Stellung zu den Vorwürfen der Twitter-Community bezogen.
Ein User liefert sogar den Vorschlag, neutrale Pronomen, im Englischen als «they» und «them», zu verwenden und Degrace nicht als Frau, sondern ganz einfach als Person zu bezeichnen. So hätte man die Verwirrung wohl vermeiden können. Jemand weiteres fügt an: «An alle die, die sich aufregen: Diese Frau wird vermisst und könnte in Gefahr sein.»
Immerhin lief alles glimpflich ab: Isobella Degrace wurde nach 9-stündiger Suche gefunden.
Gefängnisstrafe für Nichtverwendung bevorzugter Pronomen?
In Kanada gilt seit 2017 der Gesetzesentwurf C-16, der die Rechte der Geschlechtsidentität erklärt. Dieses Menschenrechtsgesetz kann, wie «Daily Wire» erklärt, so interpretiert werden, dass die Nichtverwendung bevorzugter Pronomen einer Person potenziell strafbar sein könnte. Dazu gehören unter anderem ein obligatorisches Sensibilitätstraining, eine Entschuldigung oder andere Verbote.
Die wiederholte Weigerung, die bevorzugten Pronomen einer Person zu verwenden, könnte theoretisch zu strafrechtlichen Massnahmen und sogar zu Gefängnisstrafen führen, wie Jared Brown, Anwalt für Wirtschaftsrecht bei Brown Litigation, damals gegenüber «CBC» erklärte. «Ist es wahrscheinlich, dass es passiert? Das glaube ich nicht. Aber ob es wahrscheinlich ist oder nicht, hängt meiner Meinung nach stark vom jeweiligen Fall ab.»