Auf einen Blick
- Hochschwangere in Südkorea soll im neunten Monat abgetrieben haben
- Politisches Vakuum erschwert Zugang zu sicheren Abtreibungen in Südkorea
- Ermittlungen gegen Frau und Spital seit Juli
Es klingt unfassbar: Eine Hochschwangere soll in Südkorea abgetrieben haben – und zwar im neunten Monat. Zum Vergleich: In der Schweiz ist ein Schwangerschaftsabbruch im Regelfall nur in den ersten zwölf Wochen erlaubt.
Die Seouler Nationalpolizei begann im Juli auf Ersuchen der südkoreanischen Regierung mit Ermittlungen gegen die Frau, nachdem sie ein Video auf Youtube gepostet hatte, in dem sie angeblich ihre Erfahrungen mit einer Abtreibung dokumentierte, wie CNN berichtet. Gegen die Frau wird wegen Mordes ermittelt.
Keine Abtreibungsgesetze in Südkorea
Das Problem: In Südkorea gibt es seit fast vier Jahren keine Gesetze mehr, die regeln, wann, wo oder wie Abtreibungen durchgeführt werden können. Experten sagen, dass dieses politische Vakuum nicht nur Tür und Tor für mögliche Behandlungsfehler öffnet, sondern auch den Zugang zu sicheren Abtreibungen erschwert, da Frauen und Ärzte gezwungen sind, sich in einem Zustand rechtlicher Unsicherheit zurechtzufinden.
In einer gemeinsamen Erklärung verurteilte eine Koalition von elf südkoreanischen Frauenorganisationen und NGOs die Regierung dafür, dass sie Frauen verfolgt, die Schwangerschaften abbrechen, anstatt den Zugang zur Abtreibungsversorgung zu verbessern. «Das ist nichts anderes als ein erbärmlicher und ernsthafter Versuch, der Verantwortung auszuweichen und die Schuld abzuwälzen», heisst es in der Erklärung.
Es ist unklar, was die Youtuberin dazu veranlasst hat, ihre Erfahrungen online zu posten. Die Polizei teilte mit, sie habe das Video analysiert, um die Frau, die um die 20 Jahre alt sein soll, und das mutmasslich an dem Eingriff beteiligte Spital ausfindig zu machen. «Ich denke, es ist schwierig, entweder den Arzt oder die Frau wegen Abtreibung strafrechtlich zu verfolgen, weil der Straftatbestand der Abtreibung nicht mehr existiert», sagte Cho Hee-kyoung, Rechtsprofessorin an der Hongik-Universität in Seoul, zu CNN.