Mozart ist die westliche Antwort auf Wagner: Die Söldnertruppe Mozart ist das Pendant zur russischen Söldnertruppe Wagner, einer für Kriegspräsident Wladimir Putin (70) mittlerweile unerlässlichen Streitkraft in der Ukraine. Mozart-Söldner sind zumeist US-amerikanische und westliche Krieger, Freiwillige, die an der Seite ukrainischer Truppen gegen die Russen kämpfen. Auf ihrer Webseite stellt die Mozart Group auch gleich die Mission ihrer Söldnertruppe klar: «Bereitstellung entscheidender Fähigkeiten für ukrainische Fronteinheiten.»
Mozart wurde von den beiden Amerikanern und ehemaligen US-Marines Andrew Milburn und Andrew Bain im März 2022 gegründet, Tage nach dem Einmarsch Moskaus in der Ukraine. Die Mission der privaten paramilitärischen Gruppe sei «rein humanitärer Natur», beteuerte Milburn jetzt im Gespräch mit dem Kreml-nahen russischen Newssender RT. Mozart-Söldner würden hauptsächlich an der Versorgung und Evakuierung der Zivilbevölkerung in Frontnähe arbeiten, so Milburn.
Doch im Krieg verschwimmen die Grenzen zwischen Defensive und Offensive oftmals. Mozart bilde auch ukrainische Soldaten «sehr nahe an der Frontlinie» aus, sagt Milburn. «Leider ist es in diesem Krieg – eigentlich in jedem Krieg – so, dass die Gefahr für die eigenen Leute umso geringer ist, je mehr man vom Gegner ausschaltet oder tötet.» Angriff sei der beste Selbstschutz. «Warum wir die Leute ausbilden? Nicht, um sich selbst zu verteidigen, sondern um den Feind zu töten.»
Absicht, Russen zu töten
Milburn beteuert, dass sich Mozart-Truppen «genau an Nato-Richtlinien» halten. Schliesslich versorge die Nato die Ukraine auch mit tödlichen Waffen. «Warum? Um Russen zu töten», so Milburn. Wenn Mozart ukrainische Soldaten ausbilde, sei es das Ziel, Russen zu töten. «Deshalb bringen wir ihnen bei, wie sie ihre Waffen zu bedienen haben.»
Auf Twitter zeigt Milburn keine Kampfeinsätze, sondern humanitäre Hilfe seiner Söldner an der Zivilbevölkerung. Dem ukrainischen Internet-Fernsehsender «Hromadske», der im Dezember den Mozart-Dokumentarfilm «Wir sind nicht Wagner» ausstrahlte, sagte einer der westlichen Söldner, dass Mozart auch Versorgungsaufgaben übernehme, vor denen ukrainische Soldaten zu grosse Angst hätten.
Im Vergleich zu Wagner spielt Mozart eine verschwindend kleine Rolle auf dem ukrainischen Schlachtfeld. Milburn will das ändern. Mozart hänge von privaten Spenden ab. Milburn forderte schon im Dezember im Gespräch mit «Newsweek» eine «Finanzierung durch westliche Regierungen». «Wir füllen eine Nische, die sonst niemand füllt», sagte Milburn. «Was zum Teufel hält die Regierungen der USA, Grossbritanniens oder der Europäischen Union davon ab, die Hand auszustrecken und zu sagen: ‹Lasst uns euch helfen?›»
Jetzt bekämpfen sich die US-Militärveteranen vor Gericht
Die Betriebskosten von Mozart würden sich im Monat auf bloss 170'000 Dollar belaufen, so Milburn. Die Beschaffung, Reparatur und der Ersatz von beschädigten Fahrzeugen seien die grössten Ausgabenposten. Abgesehen von den Gefahren an der Front sei Geldmangel das grösste Problem.
Den Finanzierungssorgen nicht genug ist jetzt auch Mozart-Mitgründer Bain gegen Milburn vor Gericht gezogen. Bain fordert eine Entschädigung über 50'000 Dollar und wirft seinem ehemaligen Marines-Kumpel vor, Mozart zu einer kommerziellen Söldnertruppe ausbauen zu wollen, die auch in Armenien im Einsatz stehe – und neue Kunden in kriegsgebeutelten Krisenherden suche.
Dies will die Mozart Gruppe auch gegenüber dem Geheimdienst-Portal «Intelligence Online» bestätigt haben. Laut Martin Wetterauer, dem Chief Operating Officer von Mozart, plane die Gruppe, «ein konventioneller, gewinnorientierter privater Militärdienstleister zu werden und in andere Kriegsgebiete zu expandieren». Gemäss dem ehemaligen Marineoffizier Wetterauer «sucht» das Unternehmen «nach neuen Kunden an anderen Orten der Welt». (kes)