Der frühere Gouverneur von Lagos erhielt bei der Abstimmung am Wochenende 8,8 Millionen Stimmen und lag damit deutlich vor seinen Mitbewerbern, wie die Wahlkommission am Mittwoch mitteilte. Die Opposition hatte scharfe Kritik an der Wahl geäussert und eine Annullierung des Urnengangs gefordert.
Tinubu sicherte sich nach Angaben der Wahlkommission zugleich mindestens 25 Prozent der Stimmen in zwei Dritteln der 36 Bundesstaaten erhalten. Der Kandidat der sozialdemokratischen APC-Partei erfüllte damit auch die zweite Voraussetzung, um zum Sieger erklärt zu werden.
«Dies ist ein ernstes Mandat, das ich hiermit akzeptiere», sagte der 70-Jährige bei einer Wahlparty in der APC-Parteizentrale in der Hauptstadt Abuja. «Ich rufe meine Mitbewerber auf, sich mit uns zusammenzuschliessen. Es ist die einzige Nation, die wir haben.»
Der scheidende Präsident Muhammadu Buhari gratulierte Tinubu zu seinem Wahlerfolg. Er sei «die beste Person für diesen Posten», schrieb Buhari auf Twitter.
Opposition spricht von einer Scheinwahl
Hinter Tinubu landeten nach Angaben der Wahlkommission zufolge die zwei wichtigsten Oppositionskandidaten, deren Parteien zuvor heftige Vorwürfe gegen den Ablauf des Urnengangs erhoben und noch vor der Auszählung eine Annullierung gefordert hatten.
Vorwürfe wurden auch gegen den Sieger laut, der von 1999 bis 2007 den Posten des Gouverneurs in Lagos bekleidet hatte und in vergangenen Wahlen als Königsmacher gesehen wurde. Seine Gegner werfen Tinubu, einem der reichsten Politiker Nigerias, unter anderem Bestechung und allzu enge Verbindungen zu Buhari vor.
Der frühere Vizepräsident Atiku Abubakar von der grössten Oppositionspartei PDP erhielt laut Wahlkommission 6,9 Millionen Stimmen und scheiterte damit zum sechsten Mal mit einer Präsidentschaftskandidatur. Peter Obi von der Labour-Partei erhielt 6,1 Millionen Stimmen. Beide Parteien hatten am Dienstag von einer «Scheinwahl» gesprochen. Die «gesamte Wahl» sei «unwiederbringlich kompromittiert», erklärten sie unter anderem mit Verweis auf Probleme bei der Auszählung.
Die Wahlkommission wies die Vorwürfe zurück. Am Samstag lief die Abstimmung grösstenteils friedlich ab, war allerdings durch lange Verzögerungen geprägt. Erstmals hatte die Wahlkommission die Wähler biometrisch registriert und die Ergebnisse der Auszählung elektronisch hochgeladen. Dies führte in der Umsetzung laut Beobachtern der Europäischen Union zu massiven logistischen Problemen.
Herausforderungen in Nigeria
Fast 90 Millionen Wahlberechtigte waren am Samstag aufgerufen, den Nachfolger von Präsident Buhari zu bestimmen, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte. Neben dem neuen Präsidenten wurden auch beide Kammern des Parlaments neu gewählt. Unter den 90 Millionen Wählern waren fast zehn Millionen neu registrierte Wähler - viele von ihnen jünger als 34 Jahre.
Besonders für diese junge Wählergruppe ansprechend war der aussichtsreiche Labour-Kandidat Peter Obi. Der Herausforderer schaffte es, mit seinem Wahlversprechen von politischem Wandel abseits der etablierten politischen Klasse die meisten Stimmen im Bundesstaat Lagos zu holen und damit Tinubu in dessen Hochburg zu schlagen.
Nigeria sieht sich derzeit mit enormen Herausforderungen konfrontiert: Die Inflation in der grössten Volkswirtschaft und dem wichtigsten Ölproduzenten Afrikas liegt im zweistelligen Bereich. Zudem herrscht im Nordosten des Landes brutale Gewalt, Dschihadisten kämpfen dort seit 14 Jahren für einen eigenen Staat und terrorisieren die Bevölkerung mit Entführungen und Angriffen. Durch den Konflikt sind nach UN-Angaben seit 2009 mehr als 40'000 Menschen getötet und rund zwei Millionen Menschen vertrieben worden.
(AFP)