Starke Verzögerungen bei Wahlen in Nigeria
Viele Wahllokale länger geöffnet als geplant – Spannendes Präsidentschaftsrennen

Die Präsidentschaftswahlen in Nigeria verzögern sich. Am Sonntag soll der neue Präsident des bevölkerungsreichsten Lands Afrikas dann gewählt werden.
Publiziert: 26.02.2023 um 06:35 Uhr
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Aktualisiert: 26.02.2023 um 06:36 Uhr
Wählerin in Abuja
Foto: In Nigeria verzögern sich die Präsidentschaftswahlen wegen Pannen.

Bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Nigeria ist es aufgrund organisatorischer und technischer Probleme zu starken Verzögerungen gekommen. Stunden nach der offiziellen Schliessungszeit der Wahllokale standen am Samstagabend noch vielerorts Menschen Schlange, um ihre Stimmen abzugeben. Während die Auszählungen bereits begannen, ordnete die nationale Wahlkommission wegen der Verzögerungen an, dass im südlichen Bundesstaat Bayelsa die Wahl am Sonntag weitergehen sollte.

Fast 90 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, den Nachfolger von Präsident Muhammadu Buhari (80) zu bestimmen, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte. Der Ausgang der Präsidentenwahl war völlig offen. Zum ersten Mal gab es im bevölkerungsreichsten Land Afrikas gleich drei Favoriten für das höchste Staatsamt. Ausserdem wurden beide Kammern des Parlaments neu gewählt.

In Städten wie Lagos, Anambra und Kano waren viele Wahllokale allerdings am Abend weiterhin geöffnet, obwohl sie längst geschlossen sein sollten. Hauptgründe waren die verspätete Lieferung von Material und technische Pannen. Im Bundesstaat Bayelsa sollten am Sonntag mehr als 140 Wahllokale erneut öffnen.

Wähler verärgert über Pannen

Viele Wählerinnen und Wähler zeigten sich verärgert über die Pannen. «Das ist nicht normal», sagte die vor einem Wahllokal in der südöstlichen Stadt Akwa ausharrende Studentin Blessing Mbanefo. «Ich werde die ganze Nacht warten, ich bin zum Wählen gekommen, und ich werde das auch tun», kündigte die 21-Jährige an. «Ich bin bereit, hier zu schlafen.»

Vor einem Wahllokal in der nordwestlichen Stadt Kano zeigte sich der 47-jährige Kabiru Sani ebenfalls entschlossen, so lange wie nötig zu warten, um endlich seine Stimme abzugeben. «Wir werden von unserem Wahlrecht Gebrauch machen, egal, wie lange das dauert», sagte er.

Bei der Wahl wurden erstmals landesweit biometrische Technologien zur Identifizierung der Wählerinnen und Wähler eingesetzt, um Wahlbetrug zu vermeiden. Auch wurden die Ergebnisse elektronisch übertragen. Die Wahlkommission liess jedoch offen, wann sie erste Ergebnisse veröffentlichen wird.

Bis auf vereinzelte gewaltsame Zwischenfälle verlief die Abstimmung weitgehend friedlich. Rund 400.000 Sicherheitskräfte waren im ganzen Land im Einsatz, um die Wahl abzusichern. Wahlen in Nigeria waren in früheren Jahren häufig von Gewalt, logistischen Problemen und Vorwürfen der Wahlfälschung begleitet gewesen.

17 Bewerber auf Präsidentschaftsamt

Insgesamt bewarben sich 17 Männer und eine Frau um die Nachfolge Buharis. Zum ersten Mal seit dem Ende der Militärherrschaft 1999 wurde die Dominanz der Regierungspartei All Progressives Congress (APC) und der grössten Oppositionspartei Peoples Democratic Party (PDP) durch einen dritten aussichtsreichen Kandidaten auf die Probe gestellt: Peter Obi (61) von der Labour-Partei forderte den Ex-Gouverneur von Lagos, Bola Tinubu (70) von der APC, und den früheren Vizepräsidenten Atiku Abubakar (76) von der PDP heraus.

Erwartet wurde ein spannendes Rennen, das auch mit einer Stichwahl enden könnte. Um Präsident zu werden, muss ein Kandidat nicht nur die meisten Stimmen erhalten, sondern auch mindestens 25 Prozent der Stimmen in zwei Dritteln der 36 Bundesstaaten. Wenn kein Kandidat diese Bedingungen erfüllt, muss drei Wochen später eine Stichwahl stattfinden. Unter den registrierten Wählerinnen und Wahler waren in diesem Jahr fast zehn Millionen Neuwähler, die den entscheidenden Unterschied machen könnten.

Die Wahlen fanden vor dem Hintergrund massiver Wirtschafts- und Sicherheitsprobleme Nigerias statt. Die 216 Millionen Einwohner des westafrikanischen Landes haben unter Bargeld- und Treibstoffknappheit, einer Inflation von über 20 Prozent und der schon seit Jahren andauernden Gewalt durch die Dschihadistenmiliz Boko Haram zu leiden. (AFP/chs)

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