Oligarch soll Firma an seine Frau übertragen haben – Seco wusste Bescheid
So soll sich Melnitschenko vor Schweizer Sanktionen drücken

Andrei Melnitschenko wohnt in St. Moritz, soll einer der reichsten Menschen in der Schweiz sein. Er steht auf der Schweizer Sanktionsliste. Doch mit einem Trick – von dem das Seco weiss – soll er darum herum kommen.
Publiziert: 21.05.2022 um 05:12 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2022 um 10:34 Uhr
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Der russische Oligarch Andrei Melnitschenko hat seine Firmenanteile an seine Frau überschrieben. So entgeht er den Sanktionen.
Foto: Keystone

Der russische Oligarch Andrei Melnitschenko (50) hat seinen Wohnsitz in St. Moritz. Im März wurde Melnitschenko auf die Schweizer Sanktionsliste gesetzt. Doch um die Abstrafungen trickst er sich laut «Tages-Anzeiger» erfolgreich herum.

Melnitschenko gehört laut Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) «zum einflussreichsten Zirkel russischer Geschäftsmänner mit engen Beziehungen zur Regierung». Daher wird er sanktioniert, so der Plan.

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Rückzug und Übertrag an seine Frau

Ihm gehörte der Düngemittel-Gigant Eurochem (Jahresumsatz zuletzt 10 Milliarden Dollar) mit Hauptsitz in Zug. Doch kurz bevor Melnitschenkos Name Mitte März auf der Sanktionslisten steht, erklärt er öffentlich, dass er als Eurochem-Verwaltungsrat abtrete. Auch ziehe er sich als «Hauptbegünstigter» der Firma zurück.

Doch Recherchen des «Tages-Anzeiger» zeigen nun, dass er seine Anteile schlicht an seine Ehefrau, das Ex-Model Alexandra Melnitschenko, übertrug. Melnitschenko hielt seine Beteiligung am Unternehmen über einen Trust in Zypern. Der begünstigt nun seine Frau. Sie steht nicht auf der Schweizer Sanktionsliste.

Seco wusste von Überschreibung an Alexandra Melnitschenko

Das Seco wusste über diesen Vorgang Bescheid. Die Zeitung zitiert aus einem Schreiben des Staatssekretariats für Wirtschaft vom 30. März: «Frau Alexandra Melnitschenko ist die wirtschaftlich Berechtigte des Trusts.»

Man bestätige, dass man «über keine faktenbasierten, schlüssigen Beweise» dafür verfüge, dass sich das Unternehmen «im Eigentum oder unter der Kontrolle einer sanktionierten Person» befinde.

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500-Mio.-Yacht festgesetzt

Jetzt kann die Firma frei über ihre Gelder verfügen. Aktuell dürfe man wegen der Sanktionen lediglich keine Dividenden an Alexandra Melnitschenko auszahlen. Das bestätigen die Anwälte von Eurochem gegenüber der Zeitung.

Andrei Melnitschenko gehört zu den reichsten Menschen der Schweiz. Für Aufsehen sorgte vor kurzem Melnitschenkos 143 Meter lange Megayacht, welche von den italienischen Behörden in Triest beschlagnahmt wurde. Es soll die grösste der Welt sein. Das Schiff soll über 500 Mio. Euro wert sein. (euc)

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