Corona-Infektionen bei Kindern höher als angenommen
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Österreichische Studie zeigt:Infektionen bei Kindern höher als angenommen

Österreichische Studie zeigt
Corona-Infektionen bei Kindern höher als angenommen

Forscher aus Österreich haben herausgefunden: Auch Kinder in allen Altersgruppen können Corona haben – und es immens weiterverbreiten.
Publiziert: 11.12.2020 um 07:39 Uhr
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Aktualisiert: 14.12.2020 um 11:52 Uhr
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Eine an verschiedenen österreichischen Schulen durchgeführte Studie offenbart ein beunruhigendes Ergebnis – das Coronavirus macht auch vor Kindern nicht Halt! (Symbolbild)
Foto: Getty Images

Die Auswertung einer Studie aus Österreich zeigt: Das Coronavirus macht auch vor Kindern nicht Halt. «Schulkinder unter 14 Jahren sind ähnlich häufig infiziert wie Lehrerinnen und Lehrer», sagt Michael Wagner, Studienleiter und Mikrobiologieprofessor an der Uni Wien, zu «Spiegel».

«Schulen sind keine Insel der Seligen», wenn man sie nicht schliesse, gehe man ein erhebliches Risiko ein, sagt er. Die Studie basiert auf einem Massentest an österreichischen Schulen.

Grosse Dunkelziffer

Lange hatten die Forscher und Epidemiologen die Kinder unterschätzt. Wagner vermutet daher eine grosse Dunkelziffer: «Die Kinder spiegeln das Infektionsgeschehen um sie herum wider». Es seien wahrscheinlich zu wenig Kinder getestet worden, weil sie häufig keine Symptome zeigten.

Die Studie von Wagner zeigt auch, dass auch jüngere Kinder nicht vor dem Virus geschützt sind – es gab keinen grossen Unterschied zu den grösseren Kindern.

Hälfte der Kinder hat keine Symptome

Laut einer Publikation im Magazin «Science», haben Kinder grundsätzlich ein geringes Infektionsrisiko. Dieses würden sie aber mit ihrem Verhalten und ihren vielen Kontakten ausgleichen. Das Virus übertragen sie dabei etwa durch Niesen und Husten, wie eine Übersichtsanalyse der Kinderärztin Petra Zimmermann, vom Kantonsspital Freiburg, zeigt.

Das grosse Problem: Fast die Hälfte der infizierten Kinder weist keine Symptome auf. Dabei sind laut Analysen der amerikanischen Seuchenschutzbehörde (CDC) Infizierte ohne Symptome womöglich für mehr als die Hälfte aller Ansteckungen verantwortlich.

Schulschliessungen hatten grössten Erfolg

Ein Beispiel aus dem kanadischen Montréal zeigt, wie gross die Rolle der Kinder bei der Verbreitung des Virus ist. Als die Kinder nach dem Shutdown wieder zur Schule gingen, stiegen Fallzahlen wieder dermassen, dass der Präsident des Verbands der Mikrobiologen und Infektiologen in Québec sagte: «Die Schulen waren entscheidend daran beteiligt, die zweite Welle in Québec auszulösen.»

Und: Schottische Forschungen an den Anti-Coronamassnahmen in 131 Ländern zeigten, dass die Reproduktionszahlen (R-Wert) deutlich zurückgingen, wenn die Schulen dichtmachten. (myi)

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