Es war eine hartumkämpfte Schlacht. Doch am Ende hat Joe Biden (77) die US-Präsidentschaftswahlen für sich entschieden. Der härteste Kampf dürfte dem zukünftigen US-Präsidenten allerdings noch bevorstehen. Sein ärgster Widersacher: Republikaner-Urgestein Mitch McConnell (78).
McConnell hat einst Politikwissenschaften und Jura studiert. Seinen Militärdienst leistete er in Louisville, Kentucky bei der Heeres-Reserve der Vereinigten Staaten. Wegen einer Augenerkrankung wurde McConnell allerdings nicht zum aktiven Dienst im Vietnamkrieg eingezogen.
Oberster Republikaner ist mit US-Verkehrsministerin verheiratet
Stattdessen wurde er ab 1967 Mitarbeiter im US-Senat, war danach für das Justizministerium sowie als Bezirksrichter des Jefferson County tätig. Seit nunmehr 35 Jahren ist er Senator des Bundesstaat Kentucky. 2007 wurde er Fraktionsvorsitzender und 2015 Mehrheitsführer des Senats.
McConnell ist in zweiter Ehe mit der US-Politikerin Elaine Chao (67) verheiratet. Sie war unter dem 42. US-Präsidenten, George W. Bush, von 2001 bis 2009 Arbeitsministerin und ist seit 2017 unter Donald Trump (74) US-Verkehrsministerin.
In den USA wird dem Republikaner ein gutmütiger Gesichtsausdruck wie bei einer freundlichen Schildkröte nachgesagt. Doch McConnell ist zweifellos Bidens ärgster Widersacher im Weissen Haus. Er ist zwar kein Charismatiker oder Mann der grossen Reden – viel mehr hat er sich als konservativer Pragmatiker und harter Verhandlungsführer einen Namen gemacht. Die laufenden US-Kongresswahlen könnte das noch weiter untermauern.
McConnell schätzt Biden als Mann, der zu seinem Wort steht
Noch sind Republikaner und Demokraten im Senat gleich auf. Beide haben 48 Sitze. Sollten die Republikaner die Mehrheit erlangen, wird es für den künftigen US-Präsidenten harzig. Da der Senat unter anderem hohe Regierungsbeamte ernennt und Gesetze verabschiedet, dürfte bei einer republikanischen Mehrheit im Senat Bidens Gesetzgebungs- und Personalagenda massiv eingeschränkt werden. Die von Bidens Wählern erhoffte politische Kehrtwende im Bereich Steuern, Umwelt und Gesundheitswesen würde infolge stark gebremst werden. Doch noch ist nichts entschieden.
Mehr zum Wahlsieg von Joe Biden
Wenn auch politisch in gegnerischen Lagern, können McConnell und Biden dennoch auf eine bisher erfolgreiche Zusammenarbeit zurückblicken, wie die «New York Times» schreibt. McConnell hat Joe Biden als einen Mann beschrieben, der zu seinem Wort steht und weiss, wie Kongressverhandlungen ablaufen. Denn schliesslich war Biden von 1973 bis 2009 Senator des US-Bundesstaats Delaware.
McConnell war an Beerdigung von Bidens Sohn
«Er verschwendet keine Zeit damit, mir zu sagen, warum ich falsch liege. Er kommt zur Sache, und er behält den Einsatz im Auge. Es gibt einen Grund, warum ‹Holen Sie Joe ans Telefon› die Kurzform für ‹Zeit, ernsthaft zu werden› in meinem Büro ist», sagte McConnell anlässlich Bidens-Abschiedsrede als Vizepräsident im Jahr 2016.
McConnell und Biden verbindet nicht nur das Geschäftliche. So nahm der oberste Republikaner auch an der Beerdigung von Bidens Sohn, Beau Biden (†46), im Jahr 2015 teil. Biden wiederum sprach an McConnells Zentrum für Regierungsangelegenheiten in Louisville.
Fronten zwischen Demokraten und Republikanern weiter verhärtet
Doch in den vergangene Jahren haben sich die Fronten zwischen Demokraten und Republikanern weiter verhärtet. Daran kann auch die gemeinsame Historie abseits des US-Kongresses, zwischen dem designierten US-Präsidenten und dem derzeit zweitmächtigsten Republikaner der USA nichts ändern.
Und nicht zuletzt ist McConnell ein Republikaner durch und durch, der seine ganz eigenen Ziele verfolgt. So hatte er es sich in Zeiten der Obama-Biden-Regierung zu seinem Hauptziel gemacht, dass Barack Obama nicht länger als eine Legislatur im Amt bleibt.
Biden kann nur hoffen, dass die Demokraten im Senat die Mehrheit erlangen. Ansonsten wird McConnell während Bidens künftiger Amtszeit dessen gefürchtetster altbekannter Sparringpartner.