Kinmen, das ist eine kleine, von Taiwan verwaltete Inselgruppe. Die gleich vor China liegt. Bloss 3,2 Kilometer von Kinmen entfernt erhebt sich die Skyline der chinesischen Vier-Millionen-Metropole Xiamen. Dort setzt China seine grössten Militärmanöver der Geschichte um Taiwan in Bewegung. Doch auf Taiwans Kinmen-Inselchen, gleich vor der chinesischen Küste, scheint alles ruhig. Bewohner sind, noch, gelassen.
Kinmen lag schon immer zwischen den Fronten. Schon 1960, als Dwight D. Eisenhower (1890-1996) als bisher einziger amtierender US-Präsident Taiwan besuchte: Eine halbe Million Menschen jubelten Eisenhower am 18. Juni 1960 in Taipeh zu. China dagegen bombardierte in dem Moment, da Eisenhower landete, taiwanisches Territorium. Doch nicht etwa die Hauptinsel, die flächenmässig etwas kleiner ist als die Schweiz. Sondern Kinmen.
Zu Eisenhowers Besuch sollen die Chinesen 30'000 Geschosse auf Kinmen abgefeuert haben, berichtet die «Washington Post». Es gab Tote, Verletzte und beschädigte Gebäude. Heute ist Kinmen für die Fleischerbeile bekannt, die aus den alten Artilleriegranaten der Chinesen gefertigt werden.
Gegner in Sichtweite
Die Inselchen sind heutzutage beliebtes Ausflugsziel von auch chinesischen Touristen. Doch Lautsprecherdurchsagen, militärische Verbauungen an den Stränden und geheime Tunnels sind eine ständige Erinnerung daran, dass Kinmen noch immer eine Frontlinie zwischen China und Taiwan ist. Die Inseln werden auch mit der Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkorea verglichen. Dabei ist Kinmen kein vor Waffen strotzender Todesstreifen. Kinmen hat schmucke Häuser, Souvenirläden, Tempel und viel Natur.
Vor Kinmen konzentrieren sich jetzt auch die Truppenbewegungen der Volksbefreiungsarmee (PLA) der Chinesen. In der chinesischen Küstenstadt mobilisiert die Volksbefreiungsarmee (PLA) derzeit Kampfgerät. Videos auf sozialen Medien zeigen Panzer in den Strassen von Xiamen und am Strand.
«Business as usual»
Die Welt blickt auf die Region. Doch ausgerechnet auf Kinmen, direkt vor China gelegen, herrsche «business as usual». Es sei dort wie immer, sagt der US-Journalist Ed Moon, Redaktor beim Newsportal «Taiwan Plus».
Moon ist derzeit auf Kinmen. Die Bevölkerung sei keineswegs beunruhigt. «Die Gefahr eines Krieges scheint den Menschen hier fern», schreibt Moon auf Twitter. «Trotz der militärischen Aufrüstung im nahe gelegenen Xiamen.» (kes)