Kaisa Markhus (30), eine Norwegerin, wurde aus Afghanistan gerettet. In einem fast leeren Militärflugzeug wurde sie ausgeflogen, während Tausende verzweifelte Einheimische zurückbleiben. Die Norwegerin berichtet nun, wie eine Mutter sie – eine Fremde – anflehte, ihr Baby mitzunehmen.
Zur britischen «Daily Mail» sagt sie: «Eine Frau versuchte, mir ihr Baby in die Hand zu drücken und sagte: ‹Bitte, bitte nehmen Sie mein Kind mit›». Doch die Ehefrau eines ehemaligen Kommandeurs der britischen Royal Navy sagt auch: «Aber ich konnte nicht, so sehr ich auch helfen wollte. So funktioniert es einfach nicht.»
Verzweifelte Mütter wollen ihre Kinder retten
Die Norwegerin, die mittlerweile bereits in ihrem Heimatland angekommen ist, sagt: «Sie muss verzweifelt gewesen sein, um das zu tun.»
Es ist kein Einzelfall. Mittlerweile sind zahlreiche Videos aufgetaucht, in den zu sehen ist, wie Eltern ihre Kinder in ihrer Verzweiflung abgeben.
Kaisa Markhus sagt: «Es gab weinende Kinder, die von ihren Eltern getrennt worden waren, und mindestens drei Babys, die von ihren verzweifelten Müttern den Soldaten übergeben worden sein mussten.»
Rettungsflug aus Taliban-Hölle fast leer
Sie selbst habe vier Tage gebraucht, um durch Taliban-Kontrollpunkte und das Gedränge von Tausenden Menschen in den Flughafen von Kabul zu gelangen. Dann gelang sie an Bord eines Militärflugzeugs. Am Freitagmorgen landete sie in ihrer Heimatstadt Oslo.
Der Flug, der sie aus der Taliban-Hölle rettete, war fast leer. Sie berichtet, dass das Flugzeug stundenlang auf dem Rollfeld auf weitere Passagiere gewartet hat. Doch diese schafften es wegen des Chaos nicht an Bord.
«Es wird nicht besser, sondern nur schlimmer»
«Schliesslich mussten wir abheben», sagt die Norwegerin. «Ich war einfach nur traurig, weil der Flug so leer war.» Und das während laut ihrer Aussage viele Familien vor dem Flughafen von Kabul schlafen, wohl ohne zu wissen, dass sie ohne die richtigen Papiere nicht ausreisen dürfen.
Die Norwegerin sagt über die Situation, aus der sie fliehen konnte: «Es wird nicht besser, sondern nur schlimmer, die Menschen werden immer verzweifelter.» (euc)