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NGO bangt um afghanische Rekord-Bergsteigerinnen
«Die Taliban klopfen an die Türen unserer Mädchen»

Die US-Organisation Ascend bildete Afghaninnen im Klettern aus – auch an der Schweizer Grenze. Nun könnte alles umsonst gewesen sein.
Publiziert: 18.08.2021 um 08:39 Uhr
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Aktualisiert: 18.08.2021 um 08:51 Uhr
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Shogufa, Mariam und Hanifa (v. l.) 2019 in der Nähe der Schweizer Grenze. Während Mariam und Hanifa mittlerweile im Ausland leben, sitzt Shogufa in Kabul fest.
Foto: Darrin Vanselow

«Marina, die Taliban durchsuchen alle Häuser in der Nachbarschaft und nehmen Mädchen mit.»

«Marina, ich habe beim Aufwachen realisiert, dass das gar kein Albtraum ist – sondern die Realität.»

«Marina, ich habe Angst.»

Diese Nachrichten haben Marina LeGree (42) am Montag via Whatsapp erreicht. Sie stammen von jungen Afghaninnen, die ihre Organisation «Ascend» im Klettern und Bergsteigen ausgebildet hat. Mit beeindruckenden Erfolgen: 2018 etwa bestieg die damals 24-jährige Hanifa Yousoufi, die heute in England lebt, als erste Afghanin einen 7000er.

Vor zwei Jahren begleitete Blick Yousoufi und zwei weitere Mädchen bei ihrem Kletter-Training in Chamonix, nahe der Schweizer Grenze. Auch eine Schweizerin ist im Vorstand vertreten. Jetzt steht das erfolgreiche Frauen-Empowerment vor dem Ende.

Mädchen und junge Frauen fürchten Zwangsheirat

«Unsere Mädchen verstecken sich in den Häusern, sie weinen die ganze Nacht», berichtet Ascend-Gründerin LeGree. «Die Taliban sind auf der Suche nach Bräuten, sie klopfen an alle Türen.»

An die von Mädchen wie Rohina, 25 Jahre alt, die einen 5000er bestiegen und einen Masterabschluss in Informatik hat. «Wir brauchen einen sicheren Platz», schreibt die Afghanin verzweifelt in einer Nachricht, die Blick vorliegt.

«Ich weiss nicht, was passiert. Was, wenn sie bei mir Dokumente finden...», schreibt eine 16-Jährige, die als Praktikantin bei Ascend arbeitet.

Auch Shogufa (21), die vor zwei Jahren an der Schweizer Grenze kletterte und neben ihrem Wirtschaftsstudium nun selbst als Kletterlehrerin arbeitet, ist eingekesselt. Insgesamt 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 75 Schülerinnen von Ascend sitzen im von den Taliban am Wochenende eroberten Kabul fest.

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NGO-Gründerin: «Militär muss Flughafen freihalten»

«Am Montag wollten wir ein paar Mädchen ausfliegen, sie hatten Visas in einem anderen Land bekommen. Aber es gab Schiessereien und Tränengas und der Flieger konnte nicht landen», berichtet LeGree.

Sie fordert: «Die US-Regierung muss handeln. Das Militär muss den Flughafen freibekommen und unschuldige Afghaninnen und Afghanen ohne langwierige Visa-Prozesse aus dem Land holen.» (kin)

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