Wer steckt hinter «Q»?
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Der Trailer zur HBO-Doku:Wer steckt hinter «Q»?

Neue Doku über QAnon-Bewegung stellt Verbindung her – und nennt einen Namen
Ist «Q» jetzt endlich enttarnt?

Hunderttausende Amerikaner glauben an den angeblichen Regierungsbeamten «Q» und dessen wilden Theorien. Eine neue HBO-Serie zeigt jetzt, wer der gefährliche Drahtzieher sein könnte.
Publiziert: 18.03.2021 um 16:36 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2021 um 20:35 Uhr
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Ronald Watkins (Alter unbekannt) in der HBO-Doku «Q: Into the Storm».
Fabienne Kinzelmann

Ein linkischer junger Mann, Schnauz, die schwarzen Haare nach vorne geföhnt wie bei einer Emo-Band der Nullerjahre: Ist Ronald «Ron» Watkins einer der gefährlichsten Männer der Welt? Geht es nach einer neuen Dokumentation, dann: ja!

Filmemacher Cullen Hoback (38) kommt in der sechsteiligen HBO-Serie «Q: Into the Storm» zu dem Schluss, dass der junge Mann «Q» ist. Jener anonyme Internet-User, der sich in Foren als hoher Regierungsbeamter ausgibt und dessen Behauptungen die QAnon-Bewegung hervorgebracht haben. Im Oktober 2017 postete dieser Internet-Nutzer krude Theorien über angebliche Pädophilen-Ringe der Elite, Folterungen von Kindern durch Regierungen und weitere Hirngespinste.

In Japan betreibt er ein Online-Forum

Das Problem: Viele Nutzer begannen, ihm trotz fehlender Belege zu glauben und die Theorien weiterzuspinnen und zu verbreiten. Seither wuchert der Hass im Netz unter dem Namen «QAnon». Jetzt also will der Filmemacher belegen können, dass sie von Ronald «Ron» Watkins stammen, dem mutmasslichen Mastermind dahinter.

Sein Alter ist unbekannt, ebenso wie sein Wohnort oder seine Ausbildung. Der junge Mann, ein Amerikaner, lebt nach einigen Jahren auf den Philippinen aktuell offenbar in Japan, tritt im rechtsextremen Pro-Trump-Sender «OANN» als Technik-Experte auf und betreibt gemeinsam mit seinem Vater Jim die Webseite 8kun (früher: 8chan), über die sich die QAnon-Verschwörungstheorie verbreitet hat.

QAnon dominierte den Kapitol-Sturm

QAnon-Anhänger glauben, dass Donald Trump sie von dieser geheimen Elite befreit. Der Ex-Präsident förderte den Verschwörungsglauben, teilte Inhalte von QAnon und unterstützte Kandidaten für den US-Kongress wie die Waffennärrin und QAnon-Gläubige Marjorie Taylor Greene (46).

«Was in einem Online-Forum gestartet ist, ist nach draussen gekommen – mit der Hilfe eines einzelnen Buchstabens», sagt Filmemacher Hoback im Trailer der HBO-Serie. Dazu werden Videos vom Kapitol-Sturm am 6. Januar gezeigt, bei der die QAnon-Bewegung eine zentrale Rolle spielte.

In Onlinenetzwerken der Verschwörungsgläubigen wurde wochenlang zum Sturm aufgerufen. «Q»-Schilder und T-Shirts mit einem grossen «Q» dominierten die Bilder der Attacke. Der auffälligste Kapitol-Angreifer, ein Mann mit Fellkostüm und Hörnern, bezeichnet sich als «Q-Schamane».

Rechtsextreme, Verschwörungstheoretiker, Trump-Fanatiker
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8kun-Gründer glaubt an Watkins-Verbindung zu «Q»

Wie eine Krake griff der Verschwörungsglauben besonders im vergangenen Jahr um sich. Hunderttausende Amerikaner glauben mittlerweile an dieses dunkle Märchen, das auch in der Schweiz zahlreiche Anhänger hat. An Corona-Skeptiker-Demos in der Schweiz war teilweise ebenfalls das auffällige «Q» zu sehen. Das FBI identifiziert die Bewegung als Terrorgefahr.

Drei Jahre haben Filmemacher Hoback und seine Kollegen recherchiert. Sie sprachen unter anderem mit dem ursprünglichen Gründer von 8kun, dem Programmierer Frederick Brennan (27), der schon im Juni 2020 sagte: «Ich glaube definitiv, zu 100 Prozent, dass Q entweder Jim oder Ron Watkins kennt oder von Jim oder Ron Watkins angeheuert wurde.»

Schweizer Forscher wiesen bereits nach, dass hinter Q kein Regierungsbeamter stecken kann – zumindest kein einzelner. Im Oktober 2017 machte sich «Q» erstmals auf der 8kun-ähnlichen Plattform «4chan» bemerkbar. Knapp 5000 Nachrichten von «Q» bis November 2020 nahmen die Forscher unter die Lupe. Sprachanalysen zeigten, dass spätestens ab 8. Januar 2018 ein zweiter Autor am Werk war. Ron Watkins und sein Vater?

Nach US-Wahltag zog sich Watkins von 8kun zurück

Beide haben den Vorwurf zwar in der Vergangenheit von sich gewiesen. Doch für eine mindestens enge Verbindung gibt es zahlreiche Hinweise. So ist Ron Watkins der Administrator der Webseite, auf der «Q» mittlerweile ausschliesslich postet. Zudem haben nur er und sein Vater, der seit 2015 der Besitzer von 8kun (damals noch 8chan) ist, die Beiträge des angeblichen Regierungsbeamten. Theoretisch könnten beide jederzeit nachschauen, wer «Q» ist – oder eben selbst unter diesem Namen posten. Nach dem US-Wahltag war «Q» laut Recherchen von «Vice» plötzlich auffällig ruhig. Watkins zog sich zeitgleich als Administrator von 8kun zurück. Stattdessen trat er stark an die Öffentlichkeit, twitterte fleissig über den angeblichen Wahlbetrug und wurde von Trump-Anwältin Sidney Powell (65) als Zeuge in erfolglosen Wahlbetrugs-Prozessen geführt.

Könnte Ron Watkins für Kapitol-Sturm belangt werden?

«Q» ohne Hilfe der Webseiten-Betreiber auf die Schliche zu kommen, ist schwierig. 8kun ist eine Plattform, über die Benutzer anonym Texte und Bilder austauschen können. Was harmlos klingt, ist es nicht: Rassistisches und nationalistisches Gedankengut darf ungefiltert verbreitet werden – ohne Angst vor Zensur.

Mehrfach wurden über Unterforen rechtsextremistische Anschläge angekündigt. Die Behörden sind machtlos. Laut einer Recherche von «Netzpolitik.org» läuft die Webseite mittlerweile über russische Server.

Die HBO-Serie «Q: Into the Storm» feiert am 21. März Premiere. In der Schweiz ist das Streamingportal bislang nur über eine VPN-Verbindung zugänglich. Die Doku-Serie könnte den Ermittlungen rund um «Q» neuen Schub verleihen. Möglich wäre, dass der angebliche Regierungsbeamte im Zuge des Kapitol-Sturms als Aufrührer oder Drahtzieher belangt wird.

Noch aber hat Ron Watkins gut lachen. Im Trailer der Serie sieht man ihn bei einem Geplänkel mit dem Interviewer. «Sie gehen durch eine Liste der Leute, die Q sein könnten?», fragt Watkins. Der Interviewer antwortet: «Ja, Sie stehen drauf.» Man sieht Watkins daraufhin verstohlen grinsen. Und hört ihn sagen: «Nun, dann lassen Sie uns weitermachen.»

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