Auf einen Blick
- Aserbaidschan beschuldigt Russland offiziell des Flugzeugabschusses in Aktau
- Präsident Aliyev: Flugzeug durch elektronische Kriegsführung unkontrollierbar gemacht
- 67 Insassen waren an Bord des abgestürzten Flugzeugs
Anfangs drückte sich Ilham Alijew (63) noch etwas vage aus, was die Ursache für den plötzlichen Absturz der Maschine von Aserbaidschan Airlines sein könnte. Doch jetzt ist für Aserbaidschans Präsident klar: Russland hat das Flugzeug und die Toten auf dem Gewissen.
Bei dem Absturz nahe der kasachischen Stadt Aktau am Kaspischen Meer waren am Mittwoch 38 Menschen ums Leben gekommen, 29 überlebten.
Das abgestürzte Flugzeug sei «durch Bodenfeuer beschädigt» worden, erklärte Alijew im Interview des aserbaidschanischen Staatsfernsehens AzTV. Und weiter: «Tatsächlich erlitt das aserbaidschanische Flugzeug über russischem Territorium in der Nähe der Stadt Grosny äussere Schäden und verlor praktisch die Kontrolle. Unser Flugzeug wurde durch elektronische Kriegsführungssysteme unkontrollierbar gemacht. Dies war der erste Schaden, der an dem Flugzeug verursacht wurde.»
Russland wollte Schuld vertuschen
Umso erstaunter sei er, dass Russland versucht habe, die Schuld seinem Land zu geben. Eine Gasflasche soll an Bord explodiert sein, lautete etwa eine Theorie. «Das zeigte deutlich, dass die russische Seite die Angelegenheit vertuschen wollte.»
«Leider haben wir von Russland in den ersten drei Tagen nichts als idiotische Versionen gehört», sagte Alijew weiter.
Aliyev nahm in Baku auf dem Flughafen Abschied von den Opfern der Katastrophe, darunter auch drei Besatzungsmitglieder. Er lobte den Mut und die Professionalität der Piloten, die das Flugzeug nach Kasachstan zur Notlandung gesteuert hatten.
Der Präsident betonte aber auch, dass das Flugzeug nicht absichtlich abgeschossen worden sei und sagte: «Die Schuld einzugestehen, sich umgehend bei Aserbaidschan, einem Land, das als befreundet gilt, zu entschuldigen und dies der Öffentlichkeit mitzuteilen – das hätte man tun sollen.» Leider sei das aber nicht passiert.
Luftabwehr war aktiv
Ohne direkt Verantwortung für den Absturz zu übernehmen, hatte sich Russlands Präsident Wladimir Putin (72) für den Vorfall entschuldigt. Die russische Luftabwehr sei beim Landeversuch der Maschine im russischen Grosny aktiv gewesen, sagte Putin am Samstag in einem Telefonat mit seinem aserbaidschanischen Kollegen Ilham Alijew.
Er äusserte sich jedoch nicht explizit dazu, ob russische Luftabwehrraketen das Flugzeug trafen, was von vielen Experten vermutet wird.