Negativ, dann wieder positiv
Deshalb liefern Corona-Tests widersprüchliche Ergebnisse

Schnelltest- und PCR-Resultate sind manchmal nicht deckungsgleich. Andreas Bobrowski, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte, erklärt, warum das so ist.
Publiziert: 14.02.2022 um 17:45 Uhr
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Aktualisiert: 15.02.2022 um 08:01 Uhr
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Schnelltest- und PCR-Resultate sind oft nicht deckungsgleich.
Foto: imago images/Martin Wagner

Trotz Symptomen fällt manchmal der Corona-Schnelltest Zuhause negativ aus – das PCR-Resultat aus dem Labor ist dann aber doch positiv. Oder andersrum: Der Antigentest ist positiv, das Labor gibt einem dann aber Entwarnung, der PCR-Test sei negativ.

Der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte, Andreas Bobrowski, erklärt, wie es zu den unterschiedlichen Resultaten kommt. «Man kann jede Menge Fehler machen», sagt er zur «Welt». Der Verband vertritt rund 1200 Fachärzte für Laboratoriumsmedizin in Deutschland.

Vor der Pandemie seien die professionelle Abnahme und die Labordiagnostik ärztliche Aufgaben gewesen. Dies hätte sich mit den Unmengen an Tests, die man durchführen musste, geändert. Bobrowski: «Jetzt ist das alles verwässert. Das Monetäre herrscht über die Qualität.»

Trotz positivem PCR nicht mehr ansteckend

Bobrowski berichtet von Menschen, die «von Testzentrum zu Testzentrum laufen, bis sie das Ergebnis haben, das sie haben wollen». Die einen wollen sich freitesten, die anderen wünschen sich ein positives Resultat, um den Genesenen-Status zu erhalten. Was alle gemeinsam haben: Sie wollen ein Resultat, das stimmt. Für Laien sei es jedoch schwierig, die Qualität der Tests einzuschätzen.

Prinzipiell müsse zwischen PCR- und Antigen-basierten Schnelltests unterschieden werden, weiss Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt. «Dass PCR-Tests auch Wochen nach einer Infektion noch ein positives Ergebnis liefern können, ist bekannt und wird häufig beobachtet», sagt sie.

Das liege an der sensitiven Technik des PCR-Verfahrens. «Auch wenn die Infektion schon längst überstanden ist, können oft noch Rest-Mengen vom Erbgut des Virus nachgewiesen werden», sagt Ciesek zur «Welt». Sei die Virusmenge jedoch gering und die Infektion bekanntermassen abgelaufen, könne man davon ausgehen, dass man trotz des schwach positiven PCRs nicht mehr ansteckend ist.

Schnelltests bei geringer Viruslast untauglich?

Der Virologin Ciesek zufolge seien auch Antigentests inzwischen ziemlich zuverlässig. Der Test sei jedoch nur in den ersten Tagen der Infektion positiv, danach wieder negativ. Gleichzeitig könne der PCR aber nach wie vor positiv ausfallen.

Bobrowski sieht das anders: «Die meisten Schnelltests sind bei geringer Viruslast quasi untauglich.» Die zuständigen Behörden hätten zwar Standards definiert, Kontrollen wurden jedoch erst vor Kurzem durchgeführt. Dank neuer EU-Vorgaben prüfen ab Mai 2022 unabhängige Labore die Qualität neu entwickelter Tests.

26 von 122 Tests ungenügend

Das Paul-Ehrlich-Institut, das deutsche Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, hat Ende des letzten Jahres 122 Covid-19-Antigen-Schnelltests verglichen. Gemessen wurde deren Sensitivität, also die Fähigkeit, SARS-CoV-2 nachzuweisen.

Das Ergebnis: Die Tests weisen eine unterschiedliche Qualität auf. Die Mehrheit der Tests sei von den Behörden als zuverlässig eingestuft worden. Nur 26 der 122 Tests wiesen nicht die geforderte Sensitivität von 75 Prozent auf. Bei weniger als drei von vier Infektionen fiel das Ergebnis auch tatsächlich positiv aus.

Würgereiz ist ein Muss

Gemäss dem Paul-Ehrlich-Institut sei der Grossteil der Schnelltests auch zum Nachweis von Omikron geeignet. Mittlerweile hätte das Institut über 250 Test-Produkte auf ein höheres Level an Sensitivität getestet und bei 80 Prozent der Fälle sei dieses Niveau auch erreicht worden. Generell müsse aber zum Testzeitpunkt eine hohe Viruslast bestehen, damit die Schnelltests eine Infektion erkennen können.

Andreas Bobrowski betont aber, dass die Zuverlässigkeit nicht nur von der Qualität der Tests, sondern auch von der Probeentnahme abhängt. Richtig und zuverlässig sei der Abstrich erst, «wenn er im Hals den Würgereiz auslöst und es in der Nase echt unangenehm wird», so der Labormediziner. In der Hoffnung, dass die Kunden jedoch wiederkämen, werde der Abstrich in vielen kommerziellen Testcenter auch sanfter durchgeführt. (dzc)

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