Er fühlte sich plötzlich nicht mehr wohl, dann ging alles ganz schnell. Noch während des Rückflugs von einer Dienstreise am 20. Mai brach der russische Staatssekretär Pjotr Kutscherenko (†46) zusammen. Die Ärzte konnten nach der Landung nichts mehr für den stellvertretenden Minister für Wissenschaft und Hochschulbildung der Russischen Föderation tun. Die genaue Todesursache nennt das Ministerium auf ihrer Website nicht. Die Rede ist von einer plötzlichen Krankheit.
Kutscherenko war seit März 2020 stellvertretender Minister. Er beaufsichtigte Personalfragen und die wirtschaftlichen Aktivitäten des Ministeriums. Seine Frau ist die in Russland berühmte Sängerin Diana Gurzkaia (44). Vor seiner Tätigkeit im Ministerium für Wissenschaft und Hochschulbildung arbeitete Kutscherenko acht Jahre lang als Leiter des Ausschusses für Verfassungsrecht des Föderationsrates.
Sein plötzlicher Tod reiht sich in eine Serie von mysteriösen Todesfällen in Russland seit Beginn des Ukrainekrieges. Konkret geht es um eine lange Liste an nicht geklärten Todesfällen oder solchen, bei denen die Todesursache äusserst umstritten ist – meist in der russischen Elite.
Mehrere Manager tot aufgefunden
Zuletzt sorgte der Tod Energie-Manager Igor Schkurko (†49) Anfang April für Aufsehen. Er wurde tot in seiner Gefängniszelle in Sibirien gefunden. Schkurko, der als stellvertretender Generaldirektor des russischen Energieunternehmens Yakutskenergo tätig war, wurde beschuldigt, Bestechungsgelder in Höhe von 6200 US-Dollar angenommen zu haben. Wie russische Medien berichten, soll der Manager vor seinem Tod Einspruch gegen die Bestechungsvorwürfe erhoben haben. Einen Tag später war er tot.
Vorher sorgte der Tod von Oligarch Sergej Grischin (†56) für Schlagzeilen. Offiziell erlitt er eine Durchblutungsstörung im Gehirn, wodurch es zu einer Blutvergiftung kam – Kritiker haben aber daran so ihre Zweifel. Nicht ohne Grund: Grischin war ein Kritiker von Kreml-Chef Wladimir Putin (70). Er hatte das Regime kurz vor seinem Tod öffentlich attackiert.
Seit Jahresbeginn sind noch mehrere weitere Manager von russischen Energiekonzernen tot aufgefunden worden. Sie sollen sich alle das Leben genommen haben. Der langjährige Vizechef der Gazprombank, Igor Wolobujew (51), bezweifelt solche «Selbstmorde» aber – Mitte letzten Jahres sprach er von gezielt ausgeübten Verbrechen, als dasselbe passierte. Wolobujew hat die Seiten gewechselt und kämpft laut eigenen Angaben nun in der Ukraine. (jmh)
* Name bekannt