Nach tragischem Tod
Irans Behörden untersagen Mahsa Aminis Vater Akteneinsicht

Seit Wochen protestieren im Iran Tausende gegen den gewaltsamen Tod der Kurdin Mahsa Amini (†22). Verzweifelt versuchen ihre Eltern herauszufinden, wie ihre Tochter sterben musste – vergeblich: Die iranischen Behörden verweigern Aminis Vater die Akteneinsicht.
Publiziert: 02.10.2022 um 19:31 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2022 um 09:15 Uhr
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Seit Wochen gehen Tausende Menschen im Iran wegen des gewaltsamen Todes der jungen Mahsa Amini (†22) auf die Strasse.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Seit Wochen gehen die Menschen im Iran seit dem gewaltsamen Tod von Mahsa Amini (†22) am 16. September auf die Strasse. Die junge Frau wurde in Teheran wegen eines Verstosses gegen die Kleiderordnung verhaftet und starb anschliessend durch Polizeigewalt starb.

Ihr tragischer Tod sorgte weltweit für Entsetzen. Nachdem Aminis Eltern Klage gegen die Polizei eingereicht haben, sorgt nun die nächste Nachricht für einen Skandal: Die iranischen Behörden sollen Aminis Vater nun die Akteneinsicht verweigert haben.

«Keiner gibt mir eine Antwort zum Tod meiner Tochter», wurde Amdschad Amini am Sonntag von örtlichen Medien zitiert. Die zuständigen Behörden «und auch die Gerichtsmedizin erlauben mir nicht mal Akteneinsicht», klagte er.

Iranischer Präsident versprach, den Fall zu untersuchen

Ihm werde nur immer wieder gesagt, dass er sich weiterhin gedulden müsse. Präsident Ebrahim Raisi (61) habe versprochen, dass er den Fall untersuchen lassen werde. «Aber bislang ist noch nichts passiert», sagte er dem Nachrichtenportal Eghtesad-News zufolge. Die Anwälte Aminis hatten von der Justiz Akteneinsicht und die Videoaufnahmen der Polizei gefordert.

Die 22-jährige Mahsa Amini Mahsa Amini wurde letzten Monat wegen ihres angeblich «unislamischen Outfits» von der Sittenpolizei festgenommen. Was genau mit Amini danach geschah, ist unklar. Die Frau war ins Koma gefallen und am 16. September in einem Krankenhaus gestorben.

Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist die Vorwürfe entschieden zurück. Seit dem Tod der jungen Frau demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen den repressiven Kurs der Regierung und der Sicherheitskräfte sowie gegen das islamische System.

Proteste halten an

Die Proteste wurden auch in der Nacht zum Sonntag fortgesetzt. In Teheran gab es in mehreren Teilen der Hauptstadt trotz heftiger Polizeipräsenz Protestversammlungen. Neben systemkritischen Slogans sangen viele Menschen erneut das Lied «Baraye» («Für») – eine musikalische Zusammenfassung der Forderungen der Demonstranten. Seit der Inhaftierung des Komponisten und Sängers Scherwin Hadschipur vergangene Woche wurde der Song zu einer Art Hymne der Proteste.

Im Parlament wurde am Sonntag über einen Bericht des Innenministeriums zu den Protesten beraten. Das Fazit der von Hardlinern dominierten Legislative war, dass die Ausschreitungen vom Ausland und den Feinden des Irans arrangiert seien, um das islamische System zu schwächen. Daher sollen Polizei und Streitkräfte weiterhin konsequent gegen die Unruhestifter vorgehen, hiess es. (SDA/dzc)

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