Ein tragischer Zwischenfall erschüttert am Mittwochmorgen die Ukraine. Bei einer Dienstreise stürzt ein Helikopter des staatlichen Rettungsdienstes ab. Die Führung des ukrainischen Innenministeriums starb beim Absturz.
Wer war der Innenminister? Weshalb war er im Helikopter unterwegs? Und was ist der Grund für den Absturz? Blick liefert dir die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was ist passiert?
Am Mittwochmorgen ist in der ukrainischen Stadt Browary rund zwölf Kilometer nordöstlich von Kiew ein Helikopter abgestürzt. Der Helikopter war nach Angaben des Gouverneurs des Gebietes Kiew, Olexij Kuleba, in einem Wohngebiet bei einem Kindergarten abgestürzt.
Gemäss aktuellen Angaben starben beim Absturz mindestens 18 Menschen, darunter auch Kinder. Unter den Toten befindet sich auch die gesamte Führungsriege des ukrainischen Innenministeriums. Innenminister Denys Monastyrskyj (†42), sein Stellvertreter Jehwhenij Jenin und ein Staatssekretär kamen ums Leben, teilten die Behörden mit.
Wer war Innenminister Monastyrskyj?
Denys Monastyrskyj wurde 1980 in der Sowjetunion geboren und machte als Anwalt Karriere. 2014 fand er den Weg in die Politik und beriet den damaligen stellvertretenden Innenminister Anton Geraschenko (43). Dieser gedachte auf Twitter am Mittwoch seinen «guten Freunden».
Im Wahlkampf 2019 schloss sich Monastyrskyi dem Team von Wolodimir Selenski (44) an. Er beriet den Kandidaten und späteren Präsidenten zunächst als Experten für eine umfassende Reform der Strafverfolgungsgesetze.
Nach der Wahl Selenskis zum Präsidenten liess sich Monastyrskyj für das ukrainische Parlament aufstellen und wurde gewählt. Er übernahm zunächst die Leitung des parlamentarischen Ausschusses für Strafverfolgungsangelegenheiten. Als Arsen Awakow (59) im Juli 2021 wegen Korruptionsvorwürfen als ukrainischer Innenminister zurücktreten musste, übernahm Monastyrskyj das Amt.
Der 42-Jährige galt als enger Vertrauter von Präsident Selenski. Er hinterlässt eine Ehefrau und zwei Söhne.
Wer führt nun das Innenministerium?
Weil sowohl der Innenminister als auch sein Stellvertreter und der erste Staatssekretär bei dem Absturz getötet wurden, braucht es ein neues Gesicht für die Führung des Innenministeriums. Wer das sein wird, ist aber bislang nicht klar.
Premierminister Denis Shmigal gab am Nachmittag bekannt, dass Igor Klymenko, Leiter der ukrainischen Nationalpolizei, vorübergehend als Innenminister die Amtsführung übernimmt. Ein definitiver Nachfolger soll dann vom Parlament gewählt werden.
Was war der Grund für die Reise?
Laut Angaben des Präsidentenbüros war die Führungsriege des Innenministeriums auf dem Weg an die Front im Osten der Ukraine. Der Innenminister habe «einen der Brennpunkte» besuchen wollen, teilte der stellvertretende Amtsleiter Kirilo Timoschenko mit. Welches Ziel der Helikopter genau anfliegen sollte, liess das Amt zunächst noch offen. Am Nachmittag gaben die Behörden dann bekannt, dass Charkiw das Ziel des Helis gewesen sei.
Weshalb ist der Helikopter abgestürzt?
Das ist noch völlig unklar. Das Innenministerium und die Armee teilten in ihren Telegram-Kanälen mit, es sei noch zu früh, um über mögliche Ursachen zu sprechen. Anton Geraschenko, Berater des ukrainischen Innenministeriums, schrieb auf Telegram, dass derzeit nichts ausgeschlossen sei. «Wir werden herausfinden, ob es sich um Sabotage, eine Fehlfunktion des Helikopters oder einen Verstoss gegen die Flugsicherheitsvorschriften handelt.»
Berichten von ukrainischen Medien zufolge soll der starke Nebel die Sicht des Piloten getrübt haben. Das lokale Medium «Tribuna Browary» schreibt, der Pilot habe möglicherweise ein Hochhaus im Nebel zu spät gesehen. Laut einem Anwohner, der den Absturz beobachten konnte, hat der Helikopter drei Runden über einem Supermarkt gedreht. «Dann flog er ins Zentrum, begann steil abzufallen, stürzte ab, fing Feuer und das wars.»
Gemäss einem Sprecher der ukrainischen Luftwaffe handelte es sich um einen Helikopter des Typs Airbus H225. Dieser gehörte zum Notfalldienst der Regierung in Kiew und lag somit im Verantwortungsbereich des Innenministeriums. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) hatte 2016 gegen den H225 wegen Sicherheitsbedenken ein vorläufiges Flugverbot verhängt.