Der qualvolle Tod von George Floyd (†46) sorgt in den USA für eine der grössten Krisen in den vergangenen 50 Jahren. In vielen Städten gehen Tausende Demonstranten auf die Strasse. Die einen protestieren friedlich gegen Polizeigewalt und Rassismus, die andern nutzen die Demonstrationen für Gewalt und Plünderungen.
Wer war eigentlich George Floyd, der am 25. Mai unter dem Knie eines gnadenlosen Polizisten in Minneapolis erstickte? «Big Floyd», wie seine Freunde den 2,01-Meter-Hünen einfach nannten, wurde in North Carolina geboren, wuchs aber im schwarzen Stadtteil von Houston im Bundesstaat Texas auf.
Vielseitiger Sportler
In Houston erlebte er im American Football als Tight End mit der Nummer 88 sportliche Höhenflüge: Seine Yates High School Lions wurden Vizemeister von Texas.
Er war sportlich so vielfältig, dass er als Basketballer nach Florida abgeworben wurde, wo er von 1993 bis 1995 in Avon Park für das South Florida State College spielte. Sein ehemaliger Trainer George Walker lobt ihn: «Er bereitete mir nicht allzu viele Probleme. Er war ein recht guter Athlet mit durchschnittlich 12 bis 14 Punkten pro Spiel.»
Gefängnis nach Raubüberfall
Zurück nach Texas, versuchte sich Floyd als Rapper, stürzte aber ins Elend. Nach abgebrochenem Studium wurde er wegen Diebstahls und Drogenbesitzes mehrere Male verhaftet und eingesperrt. Als er 2007 einen bewaffneten, bandenmässigen Raubüberfall ausführte, wurde er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
Dieser Aufenthalt hinter Gittern gab ihm genug Zeit zum Nachdenken. Als er entlassen wurde, engagierte er sich in Houston, um junge Menschen auf den richtigen Weg zu bringen und gegen Waffengewalt zu kämpfen. 2014 zog er – ermutigt durch ein christliches Arbeitsprogramm – nach Minnesota.
Neuanfang in Minneapolis
Christopher Harris, ein ehemaliger Klassenkamerad, sagte in US-Medien, dass Floyd in Minneapolis «einen Neuanfang» versuchen wollte. Der ehemalige Top-Sportler jobbte als Sicherheitsbeamter bei der Heilsarmee, als Lastwagen-Chauffeur und als Türsteher im Tanzclub Conga Latin Bistro. Mit dem Beginn der Corona-Krise verlor der «sanfte Riese» jedoch seinen Job.
Nachdem er am 25. Mai beschuldigt worden war, mit einer gefälschten 20-Dollar-Note Zigaretten bezahlt haben zu wollen, wurde George Floyd vom Polizeibeamten Derek Chauvin (44) brutal auf den Boden gedrückt, bis er erstickte.
Seine Verwandten fordern, dass alle vier beteiligten Polizisten wegen Mordes angeklagt werden. Floyds Cousine Tera Brown: «Sie sollten da sein, um zu dienen und beschützen. Aber ich sah keinen einzigen, der einen Finger rührte, um zu helfen, während er um sein Leben bettelte.»
«Ein Mann Gottes»
Big Floyd war Vater eines Sohnes und von zwei Töchtern. Eine ist 22 Jahre alt und hat selber ein dreijähriges Mädchen, die andere ist sechs Jahre alt. Vor drei Jahren traf er Courtney Ross, seine neue Freundin, mit der er bis zum gewaltsamen Tod zusammen war.
In Medien sagte sie: «Floyd war ein Mann Gottes. Er setzte sich für Menschen ein. Er war für Menschen da, wenn sie am Boden waren, er liebte Menschen, die man abgeschrieben hatte.»