Das Alter von US-Präsident Joe Biden sorgt derzeit weltweit für Wirbel. Der 81-Jährige machte jüngst immer wieder mit Patzern und Fehltritten auf sich aufmerksam. So verwechselte er den amtierenden französischen Präsidenten Emmanuel Macron (46) beispielsweise mit dem 1996 verstorbenen Ex-Präsidenten François Mitterrand (1916-1996). In einer Rede, in der er Zweifel an seiner geistigen Verfassung zerstreuen wollte, bezeichnete er den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi als Staatschef von Mexiko.
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Nun scheint sich US-Vizepräsidentin Kamala Harris (59) einzuschalten, wie ein Interview mit dem «Wall Street Journal» an einer Wahlkampfveranstaltung verrät. «Ich bin bereit, zu dienen. Daran besteht kein Zweifel», sagte die 59-Jährige auf die Frage, wie sie die Wähler davon überzeugen kann, dass sie für das Amt geeignet ist. Diese Aussagen traf sie just zwei Tage bevor ein Bericht eines Sonderberaters über Bidens Umgang mit geheimen Dokumenten veröffentlicht wurde. Der Bericht äussert Bedenken an der geistigen Leistungsfähigkeit des 81-Jährigen.
In dem Bericht bezeichnet der Ermittler Robert Hur Biden als einen «älteren Mann mit schlechtem Gedächtnis». Biden feuerte in einer angespannten Pressekonferenz am Donnerstag zurück und verteidigte sein Gedächtnis und seine geistige Eignung für das Oval Office. Harris hingegen strich in ihrem Interview mit dem «Wall Street Journal» ihre Führungsqualitäten und Arbeitsbereitschaft hervor.
«Dieser Moment ist jetzt gekommen»
«Es war immer klar, dass Harris in der Kampagne 2024 stark unter die Lupe genommen und unter Druck gesetzt werden würde, und dieser Moment ist jetzt gekommen», sagte Jennifer Palmieri, die in den Regierungen von Obama und Clinton sowie für Hillary Clintons Wahlkampf 2016 gearbeitet hat. «Ich denke, dass der Bericht des Sonderberaters diesen Moment irgendwie beschleunigt hat.» Harris hat bereits in der Vergangenheit gesagt, sie sei «bereit, Präsidentin zu sein, falls nötig». Negative Kommentare zu Bidens Gesundheit wischte sie hingegen mehrmals beiseite und sagte, die Angriffe auf den Präsidenten seien «politisch motiviert».
In den letzten Monaten hat Harris mehr und mehr öffentliche Verantwortung übernommen. Sie wurde zur führenden Botschafterin der Regierung in Sachen Abtreibungsrechte und wurde mit der Leitung des neuen Büros des Weissen Hauses zur Verhinderung von Waffengewalt betraut. Zum Krieg in Gaza äusserte sie sich ebenfalls mehrmals vor den Medien. «Ich verstehe es. Ich verstehe, warum die Menschen protestieren», sagte Harris in dem Interview. «Wir arbeiten rund um die Uhr, um diesen Konflikt zu beenden.»
Es gebe jedoch keine ernsthaften Überlegungen, Biden auf der diesjährigen Präsidentschaftskandidatur zu ersetzen, sagen Vertreter der Demokraten und verweisen auf die bereits abgelaufenen Anmeldefristen für die Vorwahlen. In dem unwahrscheinlichen Fall, dass Biden als Kandidat der Demokraten zurücktritt, müsste Harris noch die erforderlichen Delegierten gewinnen, um seinen Platz auf dem Parteitag im August einzunehmen. (ene)