Nach Protesten in der muslimischen Welt gegen Koranverbrennungen hat Schweden seine Terrorwarnstufe erhöht. Die Stufe sei von einer «erhöhten Bedrohung» auf eine «hohe Bedrohung» heraufgesetzt worden, sagte die Leiterin des schwedischen Geheimdienstes Säpo, Charlotte von Essen (60), am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Damit wurde die Terrorwarnstufe auf der fünfstufigen Skala auf Stufe vier erhöht. Es ist die erste Erhöhung der Warnstufe seit 2016.
Von Essen sagte, es werde davon ausgegangen, dass die Bedrohung durch Anschläge in dem skandinavischen Land noch «lange» anhalten werde. Die Entscheidung sei nicht auf einen «einzelnen» Vorfall zurückzuführen, sondern auf eine «kollektive» Einschätzung. Die Säpo-Chefin trifft Beschlüsse zu den Warnstufen auf Basis von Einschätzungen einer nationalen Arbeitsgruppe, in der Vertreter mehrerer staatlicher Behörden sitzen.
Schweden verschärft Grenzkontrollen
In Schweden und auch im Nachbarland Dänemark hatte es zuletzt mehrfach Demonstrationen gegeben, bei denen der Koran angezündet oder die heilige Schrift der Muslime geschändet worden war. Die Protestaktionen hatten zu Spannungen zwischen den beiden nordischen Ländern und islamisch geprägten Ländern geführt. Im Juli stürmten irakische Demonstranten zweimal die schwedische Botschaft in Bagdad und legten bei einem Mal auch Feuer auf dem Gelände.
Schweden verschärfte angesichts der Lage seine Grenzkontrollen. Stockholm hatte die Koranschändung verurteilt, hielt aber an seinen Gesetzen zur Rede- und Versammlungsfreiheit fest. Die Regierung sagte zu, rechtliche Möglichkeiten zu prüfen, um Protestaktionen mit Verbrennungen von heiligen Schriften unter bestimmten Umständen zu unterbinden.
Zuletzt hatte die Terrorwarnstufe 4 für einige Monate während der Flüchtlingskrise 2015 und 2016 gegolten, in der Schweden aussergewöhnlich viele Flüchtlinge aufgenommen hatte. Sie war damals kurz nach den Terroranschlägen in Paris im November 2015 verhängt worden. Damals hatte die Terrormiliz Islamischer Staat zu Anschlägen in Europa aufgerufen. (nad/AFP/SDA)