Nach Desaster in Berlin
Das Aquadom war eine «tickende Zeitbombe»

Nach dem Aquadom-Desaster in Berlin ist noch immer unklar, wie das Aquarium zerplatzen konnte. Ein Experte macht dem Hotel schwere Vorwürfe. Das Mega-Teil sei eine «Zeitbombe» gewesen.
Publiziert: 21.12.2022 um 16:23 Uhr
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Der imposante Aquadom war einst eine Attraktion des Berliner Hotels Radisson Blu.
Foto: AFP
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Fabian BabicRedaktor News

Fast 1500 tote Fische, zwei leicht verletzte Menschen und ein gewaltiges Chaos – das sind die Folgen des geplatzten Aquadoms. Das 16 Meter hohe Aquarium im Berliner Hotel Radisson Blu sorgte am Freitag weltweit für Schlagzeilen. Eine Frage steht im Vordergrund: Wie konnte es bloss dazu kommen?

Während der Gebäudeeigentümer nach Ursachen für die Katastrophe sucht, sagt nun Plexiglas-Experte Hermann Schuran (64) gegenüber «Bild» über eine solche Konstruktion: «Das ist eine Zeitbombe.»

Schuran ist Ex-Eigentümer des Aquaristik-Unternehmens Schuran Seawater Equipment in den Niederlanden. Er hatte damals die Anfrage zum Bau des Aquadoms auf seinem Schreibtisch liegen. Er lehnte allerdings ab. So ein Aquarium zu bauen, habe er sich nicht zugetraut.

«Der Dom hält nicht ewig»

Für den Bau des Aquadoms war eine Sondergenehmigung notwendig, da es für Acrylglasbecken keine konkrete Bauvorschrift gibt. Vor 21 Jahren erteilte der Berliner Bausenat dann eine solche Genehmigung an ICM Concept International, eine Tochterfirma des Acrylglasherstellers Reynolds Polymer.

Für Schuran ist klar: «Reynolds hätte sagen müssen: Der Dom hält nicht ewig.» Es sei schwer zu sagen, wie lange ein solches Mega-Aquarium hält. «Das ganze Aquarium hätte nach dem Bau und später nach der Sanierung mit einem Ofen auf 80 Grad aufgeheizt werden müssen. Das ist möglich, aber sehr aufwendig.» Werde das nicht gemacht, könnten Spannungsrisse im Glas entstehen. Der Experte warnt: «Als Betreiber lässt man solch ein Bauwerk mindestens alle zwei Jahre überprüfen. Sonst ist das fahrlässig.»

Zur Überprüfung des Bauwerks gab es allerdings keine konkreten Vorschriften in der Sondergenehmigung. Der Bausenat erklärte auf Anfrage von Bild, dass der Eigentümer das Aquarium regelmässig kontrollieren sollte. Bei sicherheitsrelevanten Beeinträchtigungen seien Massnahmen unverzüglich zu veranlassen, so der Bausenat.

Polizei schliesst Verbrechen aus

Derweil muss sich der Gebäudeeigentümer Union Investment nun mit den Konsequenzen der Aquadom-Katastrophe auseinandersetzen. Am Sonntag erklärte ein Sprecher des Unternehmens, dass die Aufräumarbeiten im Aussenbereich abgeschlossen seien. In der Tiefgarage seien weiterhin Absaugearbeiten im Gang. Die wenigen überlebenden Fische wurden auf andere Aquarien verteilt.

Laut Union Investment ist weiter unklar, was zum Bersten des Aquariums führte. Es seien mehrere Fachunternehmen bei der Untersuchung aktiv, liess das Unternehmen verlauten. Das am Bau des geplatzten Aquariums beteiligte Unternehmen Reynolds Polymer Technology kündigte ebenfalls an, ein Team zur Untersuchung des Vorfalls nach Berlin zu schicken.

Kommt nochmals ein Aquadom?

Das Gebäude sei derzeit nicht einsturzgefährdet, erklärt Union Investment. Bautechnische Untersuchungen fänden aber weiterhin statt. Eine Polizeisprecherin sagte: «Im Moment deutet nichts darauf hin, dass etwas strafrechtlich Relevantes im Raum steht.»

Die Zukunft des Hotels ist derzeit noch ungewiss: «Für die Wiedereröffnung des Hotels gibt es verständlicherweise noch keinen Zeitplan», teilte Union Investment mit. Vorrangig gelte es, das Ausmass der Schäden aufzunehmen und für Sicherheit bei den Aufräumarbeiten zu sorgen. Auch das Schicksal des Aquadoms sei unklar. «Ob der Aquadom wieder aufgebaut wird oder eine alternative Nutzung infrage kommt, lässt sich heute noch nicht sagen.» (bab/SDA)

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