«Dachte, dass ich sterbe»
Thurgauerin erlebte Berliner Aquadom-Katastrophe

Fabienne Spengler aus Kreuzlingen TG war im Hotel, als das Mega-Aquarium zerplatzte. «Ich hatte einen Schutzengel», sagt sie im Gespräch mit Blick.
Publiziert: 20.12.2022 um 16:47 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2022 um 17:32 Uhr
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Am Freitag platzte das Mega-Aquarium im Berlin Hotel Radisson Blu.
Foto: zvg

«Mein erster Gedanke war, dass ich sterbe», sagt Fabienne Spengler (24) aus Kreuzlingen TG zu Blick. Als sie ihre erste Nacht in Berlin verbringt, wird sie am Freitag gegen 5.45 Uhr durch eine Explosion aus dem Schlaf gerissen. Plötzlich gehen Sirenen los. Sie denkt an einen Amoklauf.

Es ist zum Glück weniger schlimm. Gerade ist eines der grössten Aquarien der Welt zerplatzt: das Aquadom im Hotel Radisson Blu. Eine Million Liter Wasser, ein Korallenriff mit etwa 1500 tropischen Fischen. Spengler war einer der Hotelgäste, die die Katastrophe miterlebten, wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet.

Die 24-Jährige steht auf und schaut panisch durch das Guckloch ihrer Zimmertüre. Sie sieht zwei Feuerwehrmänner. Spengler reisst die Tür auf und fragt, was los ist: «Was ist passiert? Ich habe Angst.» Die beiden Einsatzkräfte winken ab und meinen nur, dass nichts Schlimmes passiert sei. Trotzdem solle sie zurück ins Zimmer. Minuten vergehen. Spengler nimmt ihr Handy und versucht im Internet herauszufinden, was los sein könnte. Und sie wird fündig. «Wäre die Explosion eine Stunde später beim Frühstück passiert, wäre ich wahrscheinlich tot. Ich hatte wirklich einen Schutzengel.»

«Ich lasse nachts das Licht an»

Nach einer Stunde werden alle Hotelgäste nach draussen gebracht. Da sieht sie das ganze Ausmass der Katastrophe. Spengler zu Blick: «Alles war überschwemmt, es hatte Glasscherben auf dem Boden, Stühle lagen kreuz und quer. So etwas habe ich wirklich noch nie gesehen in meinem Leben.»

Sie ist enttäuscht, wie das Hotel in dieser Situation reagiert hat. «Niemand konnte mir irgendeine Auskunft geben. Ich war einfach auf mich alleine gestellt und wusste nicht, was los war.» Nach dem die Gäste rausgebracht worden sind, habe man sie mit Bussen in ein anderes Hotel gebracht. Doch hier will die Schweizerin nicht bleiben. «Ich checkte schnell wieder aus, denn ich wollte einfach nur nach Hause.» Eigentlich habe sie bis Sonntag in der deutschen Hauptstadt bleiben wollen. Doch der Schock sass tief bei ihr. Der Vorfall hat seine Spuren hinterlassen. «Ich kann immer noch nicht gut schlafen und lasse nachts das Licht an.»

Es finden weiterhin Absaugearbeiten statt

Wieso das Mega-Aquarium überhaupt platzen konnte, ist weiterhin unklar. Das am Bau des geplatzten Aquariums beteiligte US-amerikanische Unternehmen Reynolds Polymer Technology kündigte an, ein Team zur Untersuchung des Vorfalls nach Berlin zu schicken. Inzwischen ist das Chaos im Hotel grösstenteils beseitigt. «Die Aufräumarbeiten im Aussenbereich sind so weit abgeschlossen», teilte Fabian Hellbusch, Sprecher des Gebäudeeigentümers Union Investment, am Sonntag mit. «In der Tiefgarage finden weiterhin Absaugearbeiten statt, wobei die Firma da sehr weit vorangekommen ist.»

Überlebende Fische wurden auf andere Aquarien verteilt. Wann das Hotel wieder öffnen wird, ist unklar. Vorrangig gelte es, das Ausmass der Schäden aufzunehmen und für Sicherheit bei den Aufräumarbeiten zu sorgen. Auch das Schicksal des Aquadoms sei unklar. «Ob der Aquadom wiederaufgebaut wird oder eine alternative Nutzung infrage kommt, lässt sich heute noch nicht sagen.» (lrc/SDA)

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