Nach dem Tod von Red Bull-Boss Dietrich «Didi» Mateschitz (†78) geht es beim Energiedrink-Giganten bald um Erbfragen und die Nachfolge. Der in der Nacht von Freitag auf Samstag offenbar an Bauchspeicheldrüsenkrebs verstorbene Vater des Energiedrinks hinterlässt neben Lebensgefährtin Marion Feichtner (39) auch seinen 29-jährigen Sohn Mark – und ein globales Milliardenimperium mit mehr als 13'000 Mitarbeitern weltweit.
Doch nicht nur im Hauptsitz im österreichischen Fuschl am See sorgen Red Bull-Erben für Schlagzeilen, sondern auch in Thailand. Es geht um Vorayuth Yoovidhya (40), den vom Erdboden verschluckten Enkel des 2012 verstorbenen Red Bull-Erfinders Chaleo Yoovidhya. Dessen «Krating Daeng»-Energiedrink «Roter Stier» war es gewesen, der Mateschitz in den 80er-Jahren begeistert hatte. Zusammen mit Chaleo gründete der Österreicher 1984 Red Bull, der Rest ist Geschichte.
Fahrerflucht mit Todesfolge
Dank Red Bull durfte Chaleos Enkel Vorayuth schon immer ein privilegiertes Leben in Saus und Braus geniessen. Das Vermögen des thailändischen Clans wird laut dem Magazin «Forbes» auf umgerechnet mehr als 26 Milliarden Franken geschätzt. Das macht die Yoovidhyas zur zweitreichsten Familie Thailands.
2012 raste der damals 30-jährige Jetsetter in Bangkok Downtown mit seinem Ferrari bei hohem Tempo in einen Polizisten. Er soll die Leiche noch hundert Meter mitgeschleift haben – und beging Fahrerflucht. Die Polizei folgte der Ölspur des beschädigten Tatfahrzeuges. Dieses war in der Garage des Clans parkiert.
Weil Vorayuth zu Thailands Superreichen gehört, schien er auch über der Justiz zu stehen. Fünf Jahre lang lieferte er den Behörden ein Katz- und Mausspiel. Vorayuth drückte sich vor Richtern. Seine Anwälte beteuerten, er sei krank oder geschäftlich im Ausland. Dies, während der «Krating Daeng»-Spross einen rauschenden Lebensstil rund um den Erdball führte. In Medien herumgereichte Fotos zeigten ihn in London, an Red Bull-Rennen, in mondänen Discos, beim Skifahren oder in Luxusresorts.
Flucht im Privatjet
Gemäss Blutprobe hatte Vorayuth in der Tatnacht auch Kokain konsumiert. Aus unerfindlichen Gründen verschwand auch dieses Anklagematerial aus den Akten – und zwar auf Geheiss von Vorgesetzten, wie untergebene Ermittler später aussagten. Plus: Die Anklagepunkte verjährten nach und nach. 2017 schliesslich floh Vorayuth im Privatjet aus Thailand. Seither ist der frühere Partylöwe wie vom Erdboden verschluckt.
2020 liessen die thailändischen Behörden alle noch verbliebenen Anklagepunkte gegen Vorayuth fallen. Ein Aufschrei der Empörung ging durch die Bevölkerung, die heutzutage die Korruption in den thailändischen Eliten viel weniger akzeptiert als früher. Gegen Red Bull wurde eine Boykottkampagne lanciert, die selbst den Premierminister mobilisierte. Der ordnete eine Überprüfung der eingestellten Ermittlungen an. Diese kam zum Schluss, dass alle Ermittlungen «kompromittiert» gewesen seien.
Spuren verlaufen im Sande
Neue Anklagen gegen den flüchtigen Red Bull-Erben wurden angekündigt, und im September 2020 erliess Interpol eine Red Notice für seine Festnahme. Nach im März 2021 kursierenden Gerüchten hielt sich Vorayuth in Frankreich auf. Dann führte eine Spur offenbar nach Österreich, dem Hauptsitz von Red Bull. Doch auch diese Spur – ein angeblich ausgestelltes und nie benutztes Visum – verlief im Sande.
Diesen August verjährte auch die Anklage wegen Kokainkonsums. Das lässt den Staatsanwälten nur noch einen Weg, um gegen den Flüchtigen vorzugehen: rücksichtsloses Fahren mit Todesfolge. Darauf stehen maximal zehn Jahre Haft. Eine Anklage, die bis 2027 gültig bleibt. Niemand in Thailand erwartet jedoch ernsthaft, dass der Red-Bull-Erbe je vor Gericht gestellt wird. (kes)