Der Red-Bull-Erbe Vorayuth Yoovidhya (38) wird abermals von Interpol gesucht. Der «Boss», wie er auch genannt wird, hat am 3. September 2012 in Bangkok einen Motorrad-Polizisten mit seinem silbernen Ferrari über den Haufen gefahren und derart schwer verletzt, dass dieser kurz darauf starb. Der Thai-Todesfahrer ergriff die Flucht, setzte sich später mit einem Privatjet ins Ausland ab.
Acht Jahre nach dem Tod des Thai-Polizisten durch den Red-Bull-Sprössling bekommt der Fall nun abermals eine neue Wendung. Mehrere Thai-Regierungsbehörden haben innert der vergangenen Monate Untersuchungen gegen Yoovidhya eingeleitet. Die Generalstaatsanwaltschaft hat gegen den Red-Bull-Erben eine neue Anklage wegen rücksichtslosen Fahrens mit Todesfolge und Kokainkonsum angekündigt.
Interpol will Red-Bull-Erbe mithilfe von «Red Notice» schnappen
Auch Interpol hat sich erneut in den Fall eingeschaltet. Der Vize-Sprecher der Royal Thai Police, Krissana Pattanacharoen, bestätigte auf Anfrage der britischen Zeitung «The Guardian» am Sonntag, dass Anfang der Woche für Yoovidhya eine «Red Notice» herausgegeben werde. Dabei handelt es sich um die Ausschreibung eines Tatverdächtigen, mit dem Ziel ihn festzunehmen und anschliessend auszuliefern. Bis Montagmittag war auf der Interpol-Seite allerdings noch keine entsprechende «Red Notice» aufgeschaltet.
Gegen den Milliarden-Erben wurde nach dem Todes-Crash in Bangkok wegen Trunkenheit am Steuer, Geschwindigkeitsüberschreitung, rücksichtslosem Fahren und fahrlässiger Tötung ermittelt. Yoovidhya wurde damals mehrfach vor Gericht vorgeladen. Doch er erschien nicht. Im Herbst 2017 hatte Interpol bereits für den Red-Bull-Erben eine «Red Notice» ausgestellt. Doch als die Behörden in Bangkok im Juli 2020 sämtliche Vorwürfe gegen den Ferrari-Rowdy fallenliessen und die zuständige Staatsanwaltschaft entschied, keine Anklage zu erheben, wurden in der Folge auch sämtliche Haftbefehle nach und nach aufgehoben.
Der Entscheid der Staatsanwaltschaft schlug hohe Wellen. Die Rede war von Korruption. Und dass sich der «Boss» nur aufgrund seines Reichtums und des Einflusses seiner Familie der Justiz entziehen konnte und so straffrei davon käme. Mittlerweile wurde eine Überprüfung des Falls gemacht, diese hat laut Thailands Premierminister Prayuth Chan-Ocha (66) ergeben, dass die gesamte Untersuchung «kompromittiert» worden war.
Vorayuth Yoovidhya drohen in Thailand zehn Jahre Knast
Der Yoovidhya-Clan gilt als die reichste Familie Thailands. Der Grossvater von Vorayuth Yoovidhya, Chaleo Yoovidhya (†88), der 2012 starb, war zusammen mit dem Österreicher Dietrich Mateschitz (76) Mitgründer des Energy-Drink-Giganten Red Bull. Das Vermögen der Yoovidhya-Familie wird auf 20,2 Milliarden US-Dollar – umgerechnet 18,4 Milliarden Franken – geschätzt. Sie ist mit 51 Prozent, der Mehrheitseigner des österreichischen Getränkekonzerns Red Bull.
Fahrlässige Tötung verjährt nach thailändischem Recht nach zehn Jahren. Heisst: Wird Yoovidhya bis 2022 nicht gefasst, kann die Thai-Justiz dem Red-Bull-Erben dahingehend nichts mehr anhaben. Gelingt es den Behörden doch, den Ferrari-Rowdy zu schnappen, drohen ihm in seiner Heimat bis zu zehn Jahre Knast. (rad)