Nach Angriff auf ukrainische Schule
Russen hinterlassen Friedensbotschaften auf Wandtafeln

Im ukrainischen Dorf Katjuschanka haben russische Soldaten eine Schule praktisch dem Erdboden gleichgemacht. Was sie nicht davon abhielt, auf den intakten Wandtafeln Friedensbotschaften zu hinterlassen.
Publiziert: 09.06.2022 um 19:38 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2022 um 09:35 Uhr
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Im ukrainischen Dorf Katjuschanka haben russische Soldaten in einer Schule Botschaften für die Schülerinnen und Schüler hinterlassen. Auf Wandtafeln hinterliessen sie diverse «Friedensbotschaften».
Foto: Volodymyr Runets

Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs haben russische Soldaten hunderte Gräueltaten verübt. Auch vor der Zerstörung von Schulen machen die Soldaten nicht halt.

Auch das ukrainische Dorf Katjuschanka nördlich von Kiew war noch bis vor wenigen Tagen von den Russen besetzt. Als die ukrainischen Streitkräfte dann nach dem russischen Rückzug die Kontrolle über das Dorf wiedererlangten, fanden sie die örtliche Schule in Trümmern vor. Auf dem Fussballplatz waren zudem tiefe Gräben ausgehoben worden.

«Wir sind für den Frieden auf der ganzen Welt»

Absurd: Wie «CNN» berichtet, stiessen die Soldaten in einem der Klassenzimmer auf eine Botschaft, die die Russen für die Schulkinder hinterlassen hatten. Auf einer Wandtafel stand geschrieben: «Kinder, es tut uns leid, dass wir so ein Chaos angerichtet haben, wir haben versucht, die Schule zu retten, aber sie wurde beschossen. Wiederholt nicht die Fehler, die eure Vorfahren gemacht haben. Die Ukraine und Russland sind ein Volk! Friede sei mit euch, Brüder und Schwestern».

Die Notiz, übrigens in russischer Sprache verfasst, war nicht die einzige, die die russischen Soldaten auf den Wandtafeln der Schule geschrieben hatten. «Wir sind für den Frieden auf der ganzen Welt» oder «Putin ist unser Präsident. Lernt fleissig, Russland braucht gebildete Bürgerinnen und Bürger», um einige Beispiele zu nennen.

Im russischen TV sprechen sie derweil von «rührenden Botschaften»

Ob hinter den Botschaften aber tatsächlich die Russen stecken, lässt sich nicht unabhängig überprüfen. Es deutet aber alles darauf hin. Denn die Botschaften schafften es bis ins russische Fernsehen. Dort wird über den Widerspruch, eine Schule zu zerstören und die Schüler dann zum Lernen zu motivieren, grosszügig hinweggesehen. So berichtete etwa die russische Nachrichten Website Lenta.ru über «rührende Botschaften an ukrainische Kinder», die das russische Militär hinterlassen habe.

Der Direktor der Schule sieht das allerdings ganz anders. Er sei angewidert gewesen, als er die Botschaften gefunden habe. «Das ist Barbarei und Heuchelei», sagt er zu «CNN». Doch die Botschaften seien nicht das einzig Grausame, dass die russischen Soldaten gemäss dem Schuldirektor hinterlassen haben. So wurden auf dem Schulgelände noch drei Panzerabwehrminen und mehrere Maschinengewehrmagazine gefunden.

Der Schuldirektor schätzt den materiellen Schaden, den die russischen Truppen angerichtet haben, auf etwa 165'000 Franken. Er könne sich deshalb nicht vorstellen, dass die Schülerinnen und Schüler demnächst in die Schule zurückkehren können. (ced)


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