«Viele russische Soldaten flüchten von hier»
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Gouverneur der Luhansk-Region:«Viele russische Soldaten flüchten von hier»

Nach Abzug der Russen in Charkiw
Tote Zivilisten mit Folterspuren gefunden

Der Grossraum Charkiw ist wieder unter ukrainischer Kontrolle. Nach dem Abzug russischer Truppen haben die Behörden nun Leichen von Zivilisten gefunden. Sie sollen gefoltert worden sein!
Publiziert: 13.09.2022 um 12:53 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2022 um 14:06 Uhr
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Nachdem sich die russischen Truppen aus der Region Charkiw – wie hier in Grakowo – zurückgezogen haben, kommen nun die Gräueltaten während der Besetzung ans Licht.
Foto: Keystone
Jenny Wagner

28 Wochen lang war der Ort Salisnytschne, eine Stadt im Bezirk Tschuhujiw in der Region Charkiw, von russischen Truppen besetzt. In den letzten Tagen konnte das Dorf durch die erfolgreiche Gegenoffensive der Ukraine befreit werden.

Die Bewohner von Salisnytschne berichten über die Besatzer, die zur Flucht gezwungen wurden. «Sie kamen in unser Haus, nahmen unsere Kleidung, damit die Drohnen ihre Uniformen nicht erkennen und unsere Fahrräder», sagt ein Anwohner zum «Washington Post».

Vor Ort präsentiert sich den Ukrainern nun ein Bild der Verwüstung. Putins Armee hat aber offenbar nicht nur die Infrastruktur zerstört, sondern auch noch Zivilisten getötet. Es gibt Hinweise, die auf schwere Kriegsverbrechen deuten.

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mord und Verstoss gegen Kriegsrecht

In Salisnytschne wurden vier tote Zivilisten gefunden. Nach Angaben der ukrainischen Behörden weisen diese «Spuren von Folter» auf. Die Generalstaatsanwaltschaft macht die russischen Soldaten dafür verantwortlich.

Laut Angaben des «Washington Post» lagen manche Leichen seit Monaten auf der Strasse, andere wurden achtlos begraben.

Drei Leichen seien nach Angaben der ukrainischen Behörden auf einem Privatgrundstück gefunden worden, eine weitere fand man auf einem Fabrikgelände in der Nähe des Bahnhofs von Salisnytschne. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen wegen Mordes und «Verstössen gegen das Kriegsrecht» gegen Russland.

Erinnerungen an Butscha werden wach

Doch die Leichen in Salisnytschne sind nicht die einzigen. Schon am Freitag wurden in Hrakowe, ein Dorf in der Ostukraine, zwei Leichen mit Folterspuren und Einschusslöchern im Kopf gefunden. Jetzt untersuchen Rechtsmediziner die Leichen. Die Behörden sammeln derweil die Hinweise von Zeugen für weitere Verbrechen der russischen Truppen.

Die gefundenen Leichen in Salisnytschne und Hrakowe erinnern an das grausame Massaker in der Stadt Butscha vergangenen März. Unbewaffnete Männer wurden in die Enge getrieben und laut Zeugenaussagen auf den Boden gedrückt und dort erschossen. Nachdem sich die russischen Truppen Ende März zurückgezogen hatten, wurden in Butscha etwa 260 tote Zivilisten entdeckt. Der Kreml hat in der Vergangenheit jegliche Kriegsverbrechen bestritten und wirft der Ukraine Fälschungen vor. (jwg)

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