Mysteriöse Kisten wurden in grösster Geheimhaltung von und an Bord gebracht
Transportiert dieser Russen-Frachter etwa Waffen aus Südafrika?

Im vergangenen Dezember legte ein russisches Frachtschiff in Südafrika an. Kisten wurden in einer Nacht-und-Nebel-Aktion be- und entladen. Die südafrikanische Regierung hüllt sich in Schweigen, trotz Drohungen aus den USA.
Publiziert: 29.01.2023 um 18:35 Uhr
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Dieses russische Frachtschiff sorgt gerade für viele Spekulationen. Hat es etwa Waffen an Bord?
Foto: Twitter

Am 3. Dezember 2022 erreichte das russische Frachtschiff «Lady R» im Schutz der Dunkelheit die südafrikanische Stadt Simon's Town südlich von Kapstadt, wie das «Wall Street Journal» berichtet.

Zwei Nächte lang wurden Kisten vom 122 Meter langen Schiff entladen und an Bord gebracht. Die Aktion fand unter Aufsicht von bewaffnetem Sicherheitspersonal statt. Eine Anwohnerin berichtete, sie sei durch die leeren Strassen von Simon's Town gejagt worden, als sie versuchte, einem leeren Lkw zu folgen, der den Stützpunkt verliess.

«USA bedrohen Südafrika mit allem, was nach Russland riecht»

Auf diplomatischer Ebene bietet die Affäre einiges an Zündstoff. Die USA haben sich eingeschaltet. Denn Washington verhängte im Mai des vergangenen Jahres Sanktionen gegen die «Lady R» und die verantwortliche Reederei MG-FLOT. Der Vorwurf damals: Das Unternehmen und seine Schiffe sollen Waffen für die russische Regierung transportiert haben.

Als die USA im November erfuhren, dass die «Lady R» auf dem Weg nach Südafrika war, informierte die US-Botschaft umgehend die südafrikanische Regierung über die Tatsache, dass gegen das Schiff Sanktionen verhängt worden seien. Doch diese wollte davon nichts wissen und ignorierte die Warnung.

Die südafrikanische Verteidigungsministerin Mapisa-Nqakula (66) wies die Bedenken der USA mit einem Achselzucken zurück. Das Schiff habe eine alte Bestellung von Munition an Bord gehabt.

Systeme zur Drohnenherstellung an Bord?

Südafrika hat eine neutrale Position zum Krieg in der Ukraine eingenommen. Bei einer Abstimmung der Vereinten Nationen zur Verurteilung des Ukraine-Konflikts hatte sich Südafrika vergangenes Jahr enthalten. Dennoch unterhält Südafrika traditionell enge Beziehungen zu Moskau, auch weil die damalige Sowjetunion den Kampf gegen die Apartheid unterstützte.

Doch das beweist noch keineswegs mögliche Waffenlieferungen an Moskau. Laut dem Experten für afrikanische Sicherheitspolitik, Darren Oliver, sei es unwahrscheinlich, dass Südafrika Waffen oder militärische Systeme produziere, die für Russland verwendbar seien. Das sagte er dem «Wall Street Journal». Viel eher könnte sich Moskau mit der «Lady R» Güter mit doppeltem Verwendungszweck beschafft haben, etwa Systeme zur Herstellung von Drohnen.

Was die «Lady R» nach ihrem Stopp in Südafrika also an Bord hat, bleibt ein Rätsel. Das Schiff befindet sich aktuell im Roten Meer vor der Küste Sudans. Sein Ziel soll laut Daten des Portals Marinetraffic der Hafen von Noworossijsk in der russischen Region Krasnodar sein. Dort soll es am 7. Februar ankommen. (ced)


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