Sohn (†7) im Rollstuhl von Fähre geschubst
«Die Mutter sah müde und deprimiert aus»

Auf einer Fahrt zwischen Schweden und Polen sind zwei Menschen auf einer Ostsee-Fähre über Bord gegangen, darunter ein Kind. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Junge von seiner Mutter ermordet wurde.
Publiziert: 02.07.2023 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 03.07.2023 um 08:06 Uhr
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Am Freitag wurde aus der Freude über die geglückte Rettungsaktion Trauer: Eine Mutter und ihr Sohn sind im Spital verstorben.
Foto: Twitter

Zwei Menschen sind am Donnerstag auf einer Ostsee-Fähre zwischen Schweden und Polen über Bord gegangen und kurze Zeit später bei einem grossen Rettungseinsatz gefunden worden. Am Freitag wurde aus Freude dann Trauer: Die Polin (†36) und ihr Sohn (†7) sind im Spital verstorben. Inzwischen deutet sich an, dass die Frau ihren Sohn in die Fluten gestossen und hinterhergesprungen sein könnte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen «Mordes an einem Kind und des Selbstmordes der Mutter».

Am Freitag hatte bereits die schwedische Staatsanwaltschaft bekannt gegeben, dass sie Vorermittlungen zum Tatbestand Mord eingeleitet habe, aber nicht nach einem Verdächtigen suche. «Ziel der Ermittlungen ist es, den Vorfall aufzuklären», sagte Staatsanwältin Stina Brindmark.

Wie es genau zu dem Vorfall auf der Fähre «Stena Spirit» kam, darüber gab es unterschiedliche Angaben. Zunächst hatte es geheissen, das Kind sei ins Wasser gefallen und die Mutter hinterhergesprungen.

Überwachungsmaterial gesichert

Später war in polnischen Medien auch davon die Rede, dass beide zeitgleich über Bord gegangen seien. Man habe Videoüberwachungsmaterial gesichert, das die Version, ein Kind sei über Bord gefallen und eine Erwachsene hinterhergesprungen, nicht bestätige, sagte eine Sprecherin der Reederei Stena Line dem Webportal der polnischen Boulevardzeitung «Fakt».

Nach Angaben des Blattes soll Mutter Paulina aus Grudziadz südlich von Danzig stammen und alleinerziehend gewesen sein. Polnische Medien zitierten Augenzeugen von der Fähre, wonach Sohn Lech anscheinend im Rollstuhl sass.

Eine Mitreisende sagte: «Ich weiss noch, dass ich es ungewöhnlich fand, ein so grosses Baby in einem Kinderwagen zu haben, aber der Junge war vielleicht irgendwie behindert. Die Mutter habe müde und deprimiert ausgesehen. «Ich ging an ihr vorbei. Jetzt wünschte ich, ich hätte ihr irgendwelche Fragen gestellt, Kontakt aufgenommen, irgendetwas.»

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Die Fähre befand sich etwa auf dem halben Weg zwischen dem südschwedischen Karlskrona und dem polnischen Gdynia. An der Suche beteiligten sich neben Rettungshubschraubern und der Fähre selbst unter anderem auch Nato-Kräfte, die für eine Übung in der Gegend waren.

Am frühen Abend wurden die Paulina und Lech im Wasser gefunden, wie die schwedische Schifffahrtsbehörde mehreren schwedischen Medien mitteilte. Eine Person sei per Hubschrauber hochgezogen worden und auf dem Weg ins Krankenhaus, ein anderer Helikopter auf dem Weg, um auch die andere Person hochzuholen, sagte ein Behördensprecher dem schwedischen Rundfunksender SVT. (nad/SDA/jmh)

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