Es ist ein Todesfall, der viele Fragezeichen aufwirft: In der Gemeinde Christine im US-Bundesstaat Texas ist am vergangenen Montag ein 12-jähriges Mädchen verstorben. Nur Stunden später klickten bei der Mutter (36) und dem Stiefvater (40) des Kindes die Handschellen.
Der Grund: Ihnen wird vorgeworfen, keine Hilfe gerufen zu haben, nachdem sich das Mädchen einige Tage vorher lebensgefährlich verletzt hatte. Medikamente und einen Anruf beim Arzt? Fehlanzeige! Stattdessen pumpten sie ihre Tochter mit Smoothies und Vitaminen voll und hofften so, die 12-Jährige kurieren zu können.
Autopsiebericht steht noch aus
Doch der Zustand des Mädchens verbesserte sich keineswegs – im Gegenteil. Mit dem medizinischen Notruf liessen sich die Eltern aber selbst dann noch Zeit. Erst nach ganzen vier Tagen, als das Kind Atembeschwerden aufzeigte, griff die Mutter schliesslich zum Telefon und rief eine Ambulanz, wie es in einer Erklärung des Sheriffbüros von Atascosa County heisst.
Weil die Mutter die Rettungskräfte aber offenbar nicht ins Haus lassen wollte, übergab sie die schwer kranke Tochter auf der Autobahn in die Obhut der Sanitäter. Doch da war es für die 12-Jährige schon zu spät. Sie wurde kurz nach ihrer Ankunft in der Notaufnahme für tot erklärt. Für die Eltern könnte der Vorfall nun schwere Konsequenzen nach sich ziehen. Beide wurden am Dienstag verhaftet und wegen Kindesverletzung durch Unterlassung angeklagt.
Eine Untersuchung durch das Büro des Sheriffs ergab, dass das Mädchen am Donnerstag vergangener Woche schwere und lebensgefährliche Verletzungen erlitten hatte. Nähere Angaben zu den Verletzungen wollte Sheriff David Soward nicht machen. Einzig, dass diese nichts mit der Schule zu tun hätten, liess er verlauten. Ein Autopsiebericht steht derzeit noch aus.
«Glauben, dass sie die Aufmerksamkeit nicht wollten»
«Sie hat nicht gesprochen. Sie konnte in einem Zeitraum von vier Tagen im Wesentlichen nur mit den Augen klimpern und ihre Hände ein wenig bewegen», teilte Soward auf einer Pressekonferenz mit. Besonders perfide: Die Eltern hätten das Kind zudem auf einer Pritsche im Haus liegengelassen. «Sie versuchten, ihr Smoothies zu geben, aber jemand, der bewusstlos ist, kann nicht schlucken», so der Sheriff weiter.
Ersten Ermittlungen zufolge sollen sich die Eltern davor gefürchtet haben, dass sich die Strafverfolgungsbehörden einschalten würden, wenn sie medizinische Hilfe rufen. «Im Grunde dachten sie, sie könnten sie wieder gesund pflegen, und wir glauben, dass sie die Aufmerksamkeit nicht wollten, die das auf sich ziehen würde, wenn das kleine Mädchen verletzt wäre», so der Sheriff. «Das ist seltsam ironisch, aber das war ihre Denkweise.»