Hitze-Drama in Mekka
Mehr als 1300 tote Pilger in Saudi-Arabien

Die Hitzewelle in Mekka fordert immer mehr Opfer: Aus Jordanien und Tunesien wurden weitere Personen gemeldet, die während der Hadsch-Pilgerfahrt verstorben sind. Mehr als 1300 Hitzeopfer hat Saudi-Arabien mittlerweile gezählt.
Publiziert: 24.06.2024 um 06:04 Uhr
|
Aktualisiert: 24.06.2024 um 06:14 Uhr
Die Hitzewelle während der Hadsch hat unzählige Todesopfer gefordert. (Bild vom 15. Juni)
Foto: keystone-sda.ch
I0K_6tIf_400x400.png
AFPAgence France Presse

Die Zahl der Todesfälle durch extreme Hitze bei der muslimischen Wallfahrt Hadsch in Saudi-Arabien steigt weiter an. Das jordanische Aussenministerium teilte am Freitag mit, dass mindestens 75 jordanische Pilger durch die extremen Temperaturen ums Leben gekommen seien. Auch Tunesien meldete weitere Tote. Nach Angaben der tunesischen Behörden sind bei der Pilgerfahrt in Mekka mindestens 49 tunesische Staatsbürger ums Leben gekommen.

Nach offiziellen Angaben vom Montag sind 1301 Menschen aufgrund extremer Hitze gestorben. Bei etwa 83 Prozent der Toten handele es sich um nicht registrierte Pilger, teilte der saudische Gesundheitsminister Fahad Al-Dschaladschel am Sonntagabend mit. Detaillierte Angaben zu den Nationalitäten der Opfer machte er nicht.

Die Temperaturen in Mekka und anderen nahegelegenen Pilgerstätten waren am Dienstag als letztem Tag der diesjährige Hadsch auf bis zu 50 Grad Celsius gestiegen. «Die unregistrierten Pilger liefen über lange Strecken unter der Sonne ohne Schutz und Pause. Einige von ihnen waren älter und einige andere hatten chronische Krankheiten», erklärte Al-Dschaladschel im saudischen Staatsfernsehen Al-Ekhbariya.

51,8 Grad in Saudi-Arabien


Viele Toten hätten keine Ausweisdokumente bei sich gehabt, weshalb es dauern werde, bis sie identifiziert seien und deren Familie informiert werden könnten. Nach Angaben der Regierungen mehrerer arabischer Länder war ein Grossteil der gestorbenen Pilger nicht offiziell angemeldet und mit normalen Touristen-Visa statt mit speziellen Einreisegenehmigungen für den Hadsch nach Saudi-Arabien gereist. Nicht registrierte Pilger haben in der Regel keinen Zugang zu den für Pilger vorgesehenen Unterkünften und Transportdiensten.

Nicht offiziell registrierte Pilger, die sich bei Temperaturen von bis zu 51,8 Grad an den Ritualen beteiligten, machten laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP mehr als die Hälfte der Todesfälle aus. Nach Angaben eines arabischen Diplomaten kamen 658 der Toten aus Ägypten, 630 von ihnen waren nicht offiziell registriert.

Zehn Länder hatten bis Samstagmittag 1081 Todesfälle während des diesjährigen Hadsch gemeldet. Die Zahlen stammen aus offiziellen Mitteilungen oder von Diplomaten der jeweiligen Länder.

Gläubige sollen Sonne meiden

Ein ranghoher Regierungsvertreter den Tod von über 500 Menschen aufgrund der extremen Hitze bei der Pilgerfahrt Hadsch eingeräumt. 577 Tote seien allein an zwei Tagen des Hadsch registriert worden, sagte der Regierungsvertreter am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Er bezog sich auf den vergangenen Samstag, als die Pilger den Berg Arafat bestiegen und den Sonntag mit der Teufelssteinigung. Es war die erste Stellungnahme der saudi-arabischen Regierung zu den hunderten Todesfällen.

Der Regierungsvertreter in Riad betonte aber, es habe kein Versagen des Staates gegeben. «Der Staat hat nicht versagt, aber es gab eine Fehleinschätzung von Seiten der Menschen, die die Risiken nicht richtig einschätzten», betonte er. Es habe «schwierige Wetterbedingungen und sehr harte Temperaturen» gegeben. Er räumte auch ein, dass die Zahl von 577 Todesopfern nur vorläufig sei und nicht den gesamten Zeitraum der mehrtägigen Pilgerfahrt umfasse.

Aufgrund der extremen Hitze wurde die Freitagspredigt an der Al-Haram-Moschee in Mekka verkürzt. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums schrieb dazu auf X: «Wir leben in einem Land, in dem die menschliche Gesundheit an erster Stelle steht.» Das saudische Gesundheitsministerium rief die Gläubigen weiterhin dazu auf, die Sonne möglichst zu meiden und genügend Wasser zu trinken.

Auch Iraner und Senegalesen gestorben

Nach Berichten über Hunderte Todesfälle ägyptischer Staatsbürger hatte Ägypten nach eigenen Angaben am Donnerstag Teams zur Aufklärung nach Mekka entsandt. Sie sollen Informationen über vermisste ägyptische Bürger einholen, wie das Aussenministerium in Kairo mitteilte. Offizielle Angaben zur Zahl der verstorbenen Ägypter gab es aus Kairo bisher nicht. In verschiedenen Medienberichten hiess es, über 300 ägyptische Pilger seien ums Leben gekommen.

Rund 1,8 Millionen Pilger nahmen in diesem Jahr an der Wallfahrt in Saudi-Arabien teil, die zu den fünf Grundpflichten des Islams gehört. Die Wallfahrt hatte in Mekka vergangenen Freitag bei glühender Hitze begonnen. Sie endete am Dienstag. An den für Muslime heiligen Stätten in der Umgebung herrschten in der Zeit um die 50 Grad Celsius. Auch Iran und der Senegal meldeten den Tod einiger ihrer Bürger.

Fehler gefunden? Jetzt melden