Darum gehts
- Brüder Menendez wollen Haft beenden
- Anhörung führte zur Neuverurteilung
- Erik (54) und Lyle (57) sitzen seit 1990 wegen Elternmordes in Haft
Die in den USA wegen Mordes verurteilten Brüder Erik (54) und Lyle (57) Menendez wollen ihrer langen Haft ein Ende setzen – jetzt verzeichnen sie einen rechtlichen Erfolg. Das zuständige Gericht hat für den 17. und 18. April eine Anhörung angesetzt, in der ihr Strafmass neu verhandelt wird, wie US-Medien berichten. Bei der Neuverhandlung könnte sich das Strafmass verändern. Möglicherweise sind die beiden bald frei.
Doch wie kam es überhaupt zu dieser Anhörung? Der frühere Bezirksstaatsanwalt George Gascón (71) hatte sich im vorigen Jahr für eine Neuverurteilung mit einem geringeren Strafmass eingesetzt. Er legt nahe, dass es in den 1990er Jahren ein geringeres Bewusstsein dafür gab, Männer als Opfer von sexueller Gewalt zu sehen. Falls ein Richter dies bewilligt, könnten die Brüder rund 35 Jahre nach ihrer Festnahme auf freien Fuss kommen. Sein Nachfolger Nathan Hochman (61) ist ganz anderer Meinung und versuchte das Vorgehen zu verhindern, doch er konnte nichts mehr dagegen tun.
Per Videoübertragung an Anhörung dabei
Hinzu kommt: Die verurteilten Brüder benutzten ein kalifornisches Gesetz zu ihren Gunsten. Darin heisst es, wenn Straftäter zum Zeitpunkt ihres Verbrechens unter 26 waren, können sie eine Neuverurteilung beantragen. Der Grund: Das Gehirn eines Menschen entwickelt sich bis Mitte 20, berichtete der Sender BBC weiter.
Die Brüder wohnten der Anhörung per Videoübertragung aus dem Gefängnis in San Diego bei. Dabei waren sie sichtlich nervös, berichtete der Sender BBC. Viele Blicke gingen an Boden und auf dem Stuhl wurde herumgeschaukelt. Besonders als die Morde der zwei Brüder geschildert wurden.
Ihre Eltern fielen ihnen zum Opfer
Eric und Lyle Menendez sitzen seit 1990 hinter Gitter. Sie waren ein halbes Jahr nach einer schockierenden Gewalttat im schicken Beverly Hills festgenommen worden. Dort hatten die damals 19 und 21 Jahre alten Brüder ihre wohlhabenden Eltern Jose (†55) und Kitty (†58) Menendez im Wohnzimmer ihres Elternhauses erschossen. Sie wollten ihr Erbe und das viele Geld früher antreten können.
Anfangs leugneten die Brüder die Tat. Später erklärten sie, sie seien jahrelang von ihren Eltern sexuell, psychisch und körperlich missbraucht worden und hätten aus Angst vor ihnen gehandelt. Im ersten Strafprozess gegen die Millionärssöhne gab es Schilderungen über jahrelangen Missbrauch durch den Vater. Doch am Ende platzte das Verfahren - die Geschworenen konnten sich 1994 nicht einstimmig auf ein Urteil einigen.
Haft ohne Möglichkeit auf Freilassung
In einem zweiten Prozess wurden die Brüder 1996 dann wegen Doppelmordes schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit einer Freilassung verurteilt. In diesem Verfahren hatte der zuständige Richter Aussagen über den mutmasslichen sexuellen Missbrauch weitgehend untersagt. Laut der Staatsanwaltschaft töteten die Brüder aus Habgier, um an das Vermögen ihrer Eltern heranzukommen.
Die Brüder haben neben dem Antrag auf Neuverurteilung auch ein Gnadengesuch beim kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom (57) eingereicht, ihre Anwälte pochen auf eine Aufhebung des Urteils. Darüber soll im Juni entschieden werden, berichtet der US-Sender ABC.