Rund 600 Menschen, vor allem Frauen und Kinder, starben im Opernhaus von Mariupol. Die russischen Bomben schlugen in das Gebäude ein, töteten die Zivilisten, die sich im Keller versteckt hatten. Mariupol ist seither von Russland besetzt.
Ausgerechnet dorthin reiste nun eine chinesische Delegation, darunter die Sängerin Wang Fang (38), in ihrem Heimatland sehr bekannt. In einem Video ist zu sehen, wie sie in den Ruinen des Opernhauses steht und das Lied «Katjuscha» auf Chinesisch singt.
«Beispiel für völligen moralischen Verfall»
«Katjuscha» – der Mehrfach-Raketenwerfer Katjuscha ist danach benannt – ist ein Volkslied aus der Sowjetzeit, das während des Zweiten Weltkriegs populär wurde und die Bevölkerung dazu aufrief, ihrem Land zu dienen und es zu verteidigen.
Oleg Nikolenko, Sprecher des ukrainischen Aussenministeriums, äusserte sich empört über das Video. «Der Auftritt der chinesischen «Opernsängerin» (...) ist ein Beispiel für völligen moralischen Verfall», schrieb er auf Facebook.
Wang Fang ist mit Zhou Xiaoping verheiratet, einem chinesischen ultranationalistischen antiamerikanischen Schriftsteller und Blogger, dessen Schriften schon von Präsident Xi gelobt wurden und ihm landesweite Berühmtheit einbrachte.
Peking zu Erklärung aufgefordert
Ein Mitglied der chinesischen Delegation erklärte laut «Times» gegenüber Reportern, dass sie während des Besuchs Zeuge des Schmerzes und der Zerstörung der Stadt durch den Krieg geworden seien. Der Mann lobte jedoch Russland und sagte: «Die Bauarbeiten gehen weiter, es werden Schulen und Wohnungen gebaut, das Theater wird wiederhergestellt.»
Das ukrainische Aussenministerium hat nun aber Peking aufgefordert, sich zu erklären. Der Besuch der chinesischen Delegation sei illegal. (neo)