Auf einen Blick
- Ex-Abercrombie-Chef Jeffries wegen Sexhandels angeklagt
- Models wurden zu Sexpartys weltweit geschickt, oft gegen ihren Willen
- Jeffries gegen Kaution von 10 Millionen Dollar freigelassen
- Abercrombie & Fitch distanziert sich
Der frühere Chef des US-Modekonzerns Abercrombie & Fitch, Mike Jeffries (80), ist verhaftet und wegen Sexhandels mit männlichen Models angeklagt worden. Wie die Staatsanwaltschaft in New York am Dienstag mitteilte, werden der ehemalige Vorstandsvorsitzende, sein Partner Matthew Smith und ihr Vermittler James Jacobson beschuldigt, ein System organisiert zu haben, bei dem die Models zu Sexpartys rund um die Welt geschickt wurden.
Laut Anklage wurden die Models für die Partys zu den Häusern von Jeffries und Jacobson gebracht sowie zu Orten in Grossbritannien, Frankreich, Italien und Marokko. Mehrfach sei die körperliche Unversehrtheit dieser Männer verletzt worden, indem sie «invasiven sexuellen und gewalttätigen Kontakten» ausgesetzt gewesen seien, sagte der Staatsanwalt Breon Peace.
Wie viele Opfer waren es?
Die Angeklagten hätten Millionen von Dollar ausgegeben, um die Infrastruktur für die Sexpartys zu unterhalten und das Ganze geheimzuhalten. Dabei habe das Trio «Gewalt, Betrug und Nötigung» eingesetzt, auch «um diese Männer zu ihrer eigenen sexuellen Befriedigung zu vermitteln», sagte Peace.
Sie hätten die Männer in dem Glauben gelassen, «dass die Teilnahme an diesen Sex-Events ihnen die Möglichkeit eröffnete, bei Abercrombie zu modeln». In der Anklage werden 15 anonyme Opfer erwähnt, doch könnte das Ausmass der Straftaten nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft noch weitaus grösser sein.
Jeffries wurde gegen eine Kaution von zehn Millionen Dollar (8,67 Millionen Franken) auf freien Fuss gesetzt, Jacobson gegen 500'000 Dollar (433'000 Franken). Da Smith einen britischen Pass besitzt, verwies die Staatsanwaltschaft auf ein Fluchtrisiko – ihm wurde die Freilassung gegen Kaution verweigert.
Jeffries musste wegen schlechter Umsätze gehen
«Wir werden nach der Veröffentlichung der Anklageschrift und zu gegebener Zeit ausführlich auf die Vorwürfe eingehen», erklärten die Anwälte von Jeffries und Smith in einer Mitteilung an US-Medien.
Abercrombie & Fitch hatte zuvor zu den Vorwürfen erklärt, das Unternehmen habe «null Toleranz für Missbrauch, Belästigung oder Diskriminierung jeglicher Art». Jeffries hatte Abercrombie im Jahr 2014 laut Geschäftsunterlagen mit einem goldenen Handschlag über 25 Millionen Dollar (21,6 Millionen Franken) verlassen.
Das 1892 gegründete Modeunternehmen war bei Schülern und Studenten in den USA lange eine angesagte Marke. Jeffries hatte die Geschäfte seit 1992 geführt, musste aber schliesslich wegen schlechter Umsätze gehen.