Bei diesen Jobs flog Boris Johnson schon raus
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Nach Rücktritts-Ankündigung:Bei diesen Jobs flog Boris Johnson schon raus

Minister laufen davon, Rückhalt in der Partei bröckelt – doch Boris Johnson (58) denkt nicht ans Aufgeben
Die Crew geht, der Chef bleibt

Die Unterstützung der eigenen Partei schwindet. Der Druck auf den Regierungschef wächst. Während der Unterhaus-Befragung am Mittwoch klammert sich Boris Johnson an sein Mandat. Ein zweites Misstrauensvotum steht nun im Raum. Die Opposition fordert Neuwahlen.
Publiziert: 06.07.2022 um 22:00 Uhr
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Aktualisiert: 08.07.2022 um 11:52 Uhr
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Der Applaus lässt nach. Die Partei im Rücken des Premiers verstummt zusehends. Viele Minister und Abgeordnete würden Boris Johnson (58) lieber endgültig von hinten sehen.
Foto: keystone-sda.ch
Myrte Müller

Nichts kann einen Boris Johnson (58) erschüttern. Bei politischen Turbulenzen setzt er stets auf ein altbewährtes Rezept: Lügen, Standhalten, Aussitzen. Auch am Mittwochnachmittag versucht es der britische Premier auf die übliche Tour. Während der Befragung durch einen Verbindungsausschuss im Unterhaus fegt er jede Kritik vom Tisch: «Ich werde auch morgen Premier sein und mit der Arbeit weitermachen, für die ich gewählt wurde. Wir haben einen Plan. Und wir treiben ihn voran.» Er wolle nicht über seine Person, sondern über seine politische Agenda sprechen, fügte Johnson empört hinzu.

Doch das mit dem Weitermachen scheint diesmal nicht so sicher. Und das «Wir» wird immer dünner. Zu viele Skandale. Zu viele Lügen. Zu schroff der Ton. Selbst die Tories haben die Nase gestrichen voll. Boris Johnson laufen die Minister und Staatssekretäre in Scharen davon. Allein in den vergangenen zwei Tagen nahmen 36 Minister, Staatssekretäre und Abgeordnete ihren Hut. Der Ruf nach einem neuen Regierungschef wird immer lauter.

Lüge zum Sex-Skandal bringt Fass zum Überlaufen

Die Demissionen von Finanzminister Rishi Sunak (42) und Gesundheitsminister Sajid Javid (52) am Dienstag lösten eine regelrechte Rücktrittswelle aus. Grund: die Lüge zu einem Sex-Skandal.

Boris Johnson: Europa braucht ihn trotz Rücktrittsforderungen

Boris Johnson hatte im Februar 2022 dem Abgeordneten Christopher Pincher (53) ein wichtiges Amt in der Fraktion beschafft, obwohl Pincher bereits in der Vergangenheit wegen sexueller Belästigung in Ungnade gefallen war. Ende Juni begrapschte der Politiker dann betrunken zwei Männer. Die Zeitung «The Sun» berichtete über den Vorfall im Londoner Carlton Club. Pincher trat zurück.

Die Frage kam auf: Wusste Johnson von Pinchers Laster? Das wollten auch viele seiner Minister wissen und riefen in der Downing Street 10 an. «Nein, der Premier ist ahnungslos», lautete die Antwort. Und so verteidigten sie in Interviews einmal mehr ihren Regierungschef. Doch Johnson wusste Bescheid und gab es schliesslich zu. Er entschuldigte sich, nannte Pinchers Nominierung einen Fehler. Die Lüge jedoch bringt nun das Fass zum Überlaufen.

«Das Problem beginnt ganz oben»

«Genug ist genug», erklärte Sajid Javid im Unterhaus, «die Aufrechterhaltung der Integrität unter der Führung von Boris Johnson ist unmöglich. Das Problem beginnt ganz oben und wird sich nicht ändern.» Damit spielt der Ex-Finanzminister auf die ewigen Skandale an und auf die leeren Versprechen des Premiers, sich zu bessern.

Da ist die Luxusrenovierung des Amtssitzes im Frühjahr 2021, finanziert mit Spendengeldern der Partei. Johnson behauptet aber, alles selbst bezahlt zu haben. Im selben Jahr versuchte der Premier einen korrupten Parteifreund vor einem Disziplinarverfahren zu schützen. Dann wollte er nichts von 15 rauschenden Partys im Regierungssitz während der strengen Corona-Lockdowns 2020 und 2021 gewusst haben. Ein Untersuchungsausschuss beweist: Boris Johnson war bei acht der Trinkgelage dabei. Zudem eckt Johnson immer wieder mit Pöbeleien und Beleidigungen im Parlament an.

Seit Monaten wächst der Druck. Anfang Juni musste sich der Premier einem Misstrauensvotum stellen und bestand es knapp. Gut 40 Prozent seiner Tories stimmten aber gegen ihn. Und die Unterstützung bröckelt weiter. So schlug der konservative Parlamentarier Chris Skidmore (41) am Mittwoch eine Änderung im Partei-Regelwerk vor, um ein zweites Misstrauensvotum noch in diesem Sommer zu ermöglichen. Die Opposition fordert derweil schnelle Neuwahlen. Die jedoch wären mit Boris Johnson wohl kaum noch zu gewinnen, befürchten viele Tories.

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