Die deutsche Bundeswehr rüstet kräftig auf. 2028 soll ein neues Kriegsschiff in See stechen. Es ist das Grösste seit dem Zweiten Weltkrieg, wie «der Spiegel» schreibt.
Es ist ein gigantisches Projekt, das am 5. Dezember an verschiedenen Standorten in Norddeutschland anlief. Insgesamt sollen vier Fregatten der Klasse 126 entstehen. Kostenpunkt: über fünf Milliarden Euro.
Die neuen Schiffe unterscheiden sich eklatant von denen, die die deutsche Bundeswehr bis anhin benutzt hat. Das Novum: Die Besatzung kann während einer Mission mehrspurig operieren. Erstmals wird es auf diesem Kampfschiff austauschbare Elemente geben. Das bedeutet, dass Kommandeure für die unterschiedlichsten Einsätze vorbereitet sind – etwa mit spezieller Ausrüstung für die U-Boot-Jagd oder für Einsätze gegen Piraterie. Gerade der Möglichkeit zur Früherkennung von feindlichen U-Booten wird eine hohe Bedeutung beigemessen.
Allzweckwaffe für Nato interessant
Im Ernstfall sollen sich die neuen Schiffe auch gegen andere feindliche Kriegsschiffe durchsetzen können. Aus diesem Grund sollen die Schiffe Flugabwehrraketen und spezielle Flugkörper als Bewaffnung tragen.
Selbst während laufender Missionen soll es möglich sein, die Elemente zu tauschen. Dafür müssen Spezialisten bestimmte Container auswechseln. Sie werden extra dafür eingeflogen. Das hat den Vorteil, dass weniger Zeit für die Wartung und Reparatur an Land aufgewendet werden muss. Ein einzelner Schiffstyp habe solch ein breites Aufgabenspektrum bisher nicht erfüllen können, heisst es bei der Marine.
Bewaffnete Konflikte haben Alarmbereitschaft westlicher Armeen erhöht
Das Ziel: Deutschland will mit seinem neuen Kampfschiff international mithalten können. Zudem ist das Schiff auch für die Nato interessant und könnte das Bündnis entscheidend voranbringen, wie Johannes Peters, Marineexperte aus Kiel, gegenüber «dem Spiegel» angibt. Die Fähigkeit zur Abwehr von feindlichen Raketen und Drohnen weisen bisher nur wenige Nato-Schiffe auf.
Die Fregatten werden in den Polarregionen und in den Tropen im Einsatz sein. Kriegsschiffe überwachen die Unterwasserwelt per Sensorik oder erstellen Lagebilder. In den letzten Jahren gingen westliche Armeen davon aus, dass auf Schlachten spezialisierte Kriegsschiffe nicht mehr benötigt werden.
Die Bedrohungslage der letzten Monate zeichnet aber ein anderes Bild. Bewaffnete Konflikte haben wieder zugenommen und kriegerische Auseinandersetzungen scheinen nicht mehr unmöglich. Dies hat die Sichtweise verändert und die Bedeutung der Marine erhöht. Die parlamentarische Staatssekretärin Siemtje Möller (40) betonte am Startanlass des Baus, dass die neue Fregatte in diesen Zeiten besonders benötigt werde.
Testfahrten sollen Qualität aufzeigen
An dem Grossprojekt sind zahlreiche Unternehmen beteiligt. Die Federführung hat der niederländische Schiffbauer Damen Naval. Gebaut werden die Kriegsschiffe jedoch in mehreren norddeutschen Werften.
Die Peene-Werft in Wolgast ist mit dem Bau der Hinterschiffe beschäftigt. Die vorderen Teile der Schiffe werden in Kiel erstellt. Dort wird das Schiff auch zusammengesetzt. Anschliessend transportieren die Arbeiter die Schiffe nach Hamburg, wo weiter gebaut wird. Als Letztes setzen die Unternehmen die Bordsysteme ein. Nachdem die Fregatte vom Stapel gelassen wird, muss sie sich auf Testfahrten beweisen, bevor sie definitiv in Betrieb genommen wird.