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Methoden «wie in einer Sekte»
So werden Klima-Kleber der «Letzten Generation» gedrillt

Auch bei Klima-Klebern will für Nachwuchs gesorgt sein – und der muss ausgebildet werden. Damit die neuen Aktivisten sich zuverlässig auf die Strasse kleben, setzten die Ausbilder auf sektenähnliche Methoden, sagen Experten.
Publiziert: 02.10.2023 um 21:06 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2023 um 09:59 Uhr
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Die Klima-Aktivisten der «Letzten Generation» gehen weit in ihrem Kampf gegen den Klimawandel, wie hier bei einer Klebe-Aktion am Montag in Berlin.
Foto: DUKAS

Sie kleben sich auf Strassen, Bühnen und an alle anderen Orte, an denen ihnen Aufmerksamkeit garantiert ist: Die Klima-Aktivisten der «Letzten Generation» gehen weit in ihrem Kampf gegen den Klimawandel. 

Damit diese Aktionen gelingen, braucht es willige Aktivisten. Die Ausbildung dieser Klima-Kleber folgt dabei einem sektenähnlichen Schema. Zusammen mit einer Sektenexpertin hat die «Bild»-Zeitung die Ausbildungsunterlagen der deutschen Aktivisten analysiert. Dabei fanden sie überraschend viele Gemeinsamkeiten mit der Ausbildung bei einer Endzeitsekte. 

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Die höhere Bedeutung

Den Klima-Aktivisten wird schon früh klargemacht, wofür sie kämpfen: Nichts weniger als die Rettung der Welt durch einen «Systemwandel, die Revolution». Im Leitfaden der Ausbilder steht: «Wir wollen Macht in die Hände der Bevölkerung legen.» Dieses Ziel sei grösser als der Einzelne oder die Gruppe.  

Auch vom politischen System halten die deutschen Aktivisten wenig: «Das parteipolitische System ist ohnmächtig.» Deshalb brauche es den zivilen Ungehorsam, um den Staat wachzurütteln und zum Handeln zu zwingen. Sie sollen für «eine Störung der öffentlichen Ordnung sorgen, die nicht ignoriert werden kann (grosse Empörung – mediale Aufmerksamkeit – materielle Kosten) und die nicht aufhört».  

Das Feindbild und die Revolution

Die Feindbilder der Aktivisten werden durch die Ausbilder klar definiert. Schuldig an der Krise seien «Polizei, Kirche, Universitäten, Parteien, Medien». Wie andere Revolutionäre wollen auch sie, dass der «revolutionäre Funke in andere Länder überspringt». Das Ziel soll sein, den «globalen Wandel» herbeizuführen.

Starten müsse diese «revolutionäre Veränderung» im Kampf gegen «eine nationale Regierung». Dafür wird den jungen Aktivisten klargemacht, dass es diese Welt so nicht mehr lange geben wird. Sie können aber die Retter dieser finsteren Dystopie werden. Sie sind die Erweckten. 

Die Psychologin Maria-Christina Nimmerfroh hat die Ausbildungsunterlagen ausgewertet. Sie sagt, dass durchaus gewisse Ähnlichkeiten zu Sekten bestehen, nämlich «die Induktion von Angst und die Katastrophisierung».

Strenge Hierarchie

Die Klima-Retter sind streng hierarchisch geführt. Ganz oben steht die Kerngruppe, welche die strategischen Entscheidungen trifft und die Störaktionen koordiniert. Weiter unten folgen die lokalen «Keimzellen». Dort führt eine «Bienenkönigin» eine Gruppe von «Arbeiterbienen», die sich dann bei Wind und Wetter auf die Strasse kleben. 

Die «Arbeiterbienen» werden abgekapselt, wie eine Anweisung bei einem Protest zeigen soll: «!!!Nimm dein Handy nicht mit in Aktion!! Die Bienenkönig*in wird ein Protesthandy haben.» 

Starke Gruppendynamik

Um die Mitglieder trotz strenger Hierarchie bei Laune zu halten, vergleicht sich die Organisation gerne mit grossen geschichtlichen Ereignissen wie der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Auch Ikonen wie Gandhi oder Martin Luther King werden für die Propaganda gebraucht, um zu zeigen: Jeder noch so kleine Aktivist ist Teil von etwas ganz Grossem. 

Dazu tragen auch geführte Meditationen bei, in denen Ausbilder und Aktivisten ihre Ängste teilen, mit Formulierungen wie: «All unseren Brüdern und Schwestern öffnen wir uns jetzt ... in dieser Zeit grosser Not. Wir gehen jetzt durch eine dunkle Zeit, aber wir gehen nicht allein. Und wir gehen nicht ohne unser eigenes zeitloses Wissen über die Dunkelheit ...»

Psychologin Nimmerfroh sieht dabei wiederum eine Verbindung zu Sekten: «Man muss etwas machen, um die Katastrophe aufzuhalten. Diese Aktionen vermitteln einen grossen Grad an Selbstwirksamkeit, der wichtig für die Identität und den Zusammenhalt der Gruppe ist.» Abschliessend wagt sie in der «Bild» die Gruppendiagnose: «Praktisch sind sie blind für alles, was ihre Sicht der Welt gefährden könnte.» (jl)

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