Mehrheit der 4000 Häftlinge entkommen
Gang-Mitglieder stürmen Haiti-Gefängnis

Im Karibikstaat Haiti wurde ein Gefängnis von Kriminellen gestürmt. Die Mehrheit der rund 4000 Insassen konnte dem Knast so entkommen. Polizei- und Militärangehörige werden Aufgerufen, zu helfen.
Publiziert: 03.03.2024 um 19:02 Uhr
|
Aktualisiert: 04.03.2024 um 07:58 Uhr
Banden-Drama in Haiti! Nachdem Gang-Mitglieder ein Gefängnis stürmten, konnten unzählige Insassen fliehen. (Archivbild)
Foto: keystone-sda.ch

Bei der Erstürmung eines Gefängnisses in Haiti durch kriminelle Banden sind zahlreiche Häftlinge entkommen. Bewaffnete Gangs hätten am Samstagabend das Nationalgefängnis in der Hauptstadt Port-au-Prince gestürmt und «einer Reihe von Insassen die Flucht» ermöglicht, teilte die französische Botschaft am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP mit.

Bis zur Klärung der Lage rate die Botschaft «von allen Reisen in den Grossraum Port-au-Prince ab». Im Onlinedienst X, vormals Twitter, rief die haitianische Polizeigewerkschaft alle Polizei- und Militärangehörigen mit Zugang zu Autos, Waffen und Munition dazu auf, die Sicherheitskräfte im Gefängnis zu verstärken.

«Grossteil» von 4000 Gefangenen auf freiem Fuss

Wie viele Häftlinge bei der Befreiungsaktion frei kamen, war zunächst unklar. Am frühen Abend berichtete die BBC, dass es sich um einen «Grossteil» der rund 4000 Insassen handelt.

Nach Angaben des Online-Mediums «Gazette Haiti» sind die freigekommenen Gefängnisinsassen «wichtige Mitglieder sehr mächtiger Banden». Wie die Zeitung «Le Nouvelliste» berichtete, sitzen im Nationalgefängnis auch bekannte Bandenmitglieder ein, denen die Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Jahr 2021 zur Last gelegt wird.

1100 Menschen getötet, verletzt oder entführt

Die jüngsten Angriffe sind offenbar Teil einer koordinierten Aktion krimineller Banden, die sich unter dem Namen «Vivre Ensemble» («Zusammen leben») zusammengeschlossen haben. Der mächtige Bandenchef Jimmy «Barbecue» Cherisier sagte in einem vor der Gefängniserstürmung in Online-Netzwerken veröffentlichten Video, dass die gemeinsamen Aktionen rivalisierender bewaffneter Gruppen auf den Rücktritt von Regierungschef Ariel Henry abzielten.

Der Karibikstaat Haiti steckt seit Jahren in einer schweren Krise, zu der neben Bandengewalt auch politische Instabilität und wirtschaftliche Not beitragen. Allein in den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der auf humanitäre Hilfe angewiesenen Menschen in dem Land Uno-Angaben zufolge verdoppelt.

Die Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Jahr 2021 verschlimmerte die Sicherheitslage dramatisch: Allein im Monat Januar wurden nach Uno-Angaben in Haiti mehr als 1100 Menschen getötet, verletzt oder entführt. (AFP)

Fehler gefunden? Jetzt melden