Im Karibikstaat Haiti setzen rivalisierende Banden einem Bericht der Vereinten Nationen zufolge vermehrt sexuelle Gewalt als Waffe ein. Gangmitglieder vergewaltigten Frauen, Kinder und in selteneren Fällen auch Männer, um die Bevölkerung zu bestrafen, zu unterdrücken und um Angst zu verbreiten, hiess es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht des UN-Büros für Haiti und des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte.
«Die Zahl der Fälle steigt von Tag zu Tag, während sich die humanitäre und Menschenrechtskrise in Haiti verschärft», sagte die kommissarische UN-Menschenrechtskommissarin Nada Al-Nashif. Selbst zehnjährige Kinder und ältere Frauen würden vor den Augen ihrer Angehörigen stundenlang von mehreren Tätern vergewaltigt, hiess es in dem Bericht.
Regierung bittet um internationale Truppe
Die Zeugenaussagen der Opfer über die grausamen Taten machten deutlich, dass dringend gehandelt werden müsse, sagte Al-Nashif. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden und die Opfer Unterstützung erhalten.
In Haiti wurde im Juli 2021 Staatspräsident Jovenel Moïse (†53) in seiner Residenz unter noch immer ungeklärten Umständen ermordet. Seit mehr als einem Jahr kämpfen Banden brutal um Kontrolle über Teile der Hauptstadt. Tausende Menschen leiden Hunger. Die Sicherheits-, Gesundheits- und Versorgungslage ist so ernst, dass die Interimsregierung die UN um Hilfe durch eine bewaffnete internationale Truppe gebeten hat. Das Land mit rund elf Millionen Einwohnern ist das ärmste des amerikanischen Kontinents. (SDA)