Massive Einschränkungen nach Corona-Explosion
Die Niederlande sind uns eine Woche voraus

In keinem europäischen Land steigen die Corona-Fälle dermassen an wie in den Niederlanden. Vor einer Woche wurden die Massnahmen massiv verschärft. Drohen diese Szenarien bald auch in der Schweiz?
Publiziert: 07.10.2020 um 22:55 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2020 um 22:53 Uhr
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In den Niederlanden wird wegen des Anstiegs von Neuinfektionen vermehrt getestet.
Foto: keystone-sda.ch
Guido Felder

Praktisch ganz Europa wird von der zweiten Corona-Welle erfasst. An verschiedenen Orten werden die Schutzmassnahmen drastisch verschärft: Neben Italien, Frankreich, Spanien und Grossbritannien gehören auch die Niederlande zu den Hotspots. Hier schiesst die Anzahl Neuinfektionen nach relativ moderaten Zahlen wieder voll durch die Decke: Allein am Mittwoch wurden 4989 Neuinfektionen verzeichnet. Vor einem Monat waren es im Schnitt täglich noch rund 500. Die bisherige Bilanz der Niederlande (17 Millionen Einwohner): 150’000 Infizierte und 6500 Corona-Tote.


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Neuer Virenstamm?

Warum ist im Königreich die Situation aus dem Ruder gelaufen? Elsbeth Gugger (62), Korrespondentin in den Niederlanden, erklärt: «Es heisst, dass die Jungen nach Abschluss der Schule das Virus aus Ländern wie Spanien und Frankreich eingeschleppt hätten. Zudem gab es viele illegale Partys, an denen sich das Virus verbreiten konnte.» Auch evangelikale Kirchen führten Gottesdienste mit bis zu 600 Personen durch – ohne Masken wohlgemerkt.

Ausserdem gibt es noch eine neue Theorie. Gugger dazu: «In Rotterdam und Belgien hat man einen neuen Virenstamm entdeckt. Virologen schliessen nicht aus, dass der für den Anstieg mitverantwortlich sein könnte.»

Das Corona-Problem in den Niederlanden liege in der Hü-und-hott-Politik der Regierung. «Es gelingt Ministerpräsident Mark Rutte nicht, die Notwendigkeit von Masken zu erklären», sagt Gugger. «Es fehlt hier ein Kopf, dem man vertraut. Einer, wie es in der Schweiz Daniel Koch war.»

Neue strenge Regeln

Wegen der Corona-Explosion hat die Regierung am 29. September die Massnahmen verschärft. Während drei Wochen gelten folgende Regeln, wobei regionale Abweichungen möglich sind:

  • Möglichst viel Homeoffice. Ein betroffener Arbeitsplatz kann 14 Tage gesperrt werden.
  • Nicht mehr als drei Gäste im Haus (inkl. Garten), Kinder zählen nicht.
  • Nicht mehr als 30 Personen in einem Raum.
  • Maximal vier Personen können eine Reservation in einem Kino oder Restaurant vornehmen.
  • Restaurants und Bars schliessen um 22 Uhr, kein Einlass mehr nach 21 Uhr. Gäste müssen sich registrieren.
  • Nachtclubs und Clubhäuser von Sportvereinen bleiben geschlossen.
  • Keine Zuschauer bei Sportveranstaltungen.
  • Mindestabstand von 1,5 Metern im Freien.
  • Dringende Empfehlung zum Tragen von Masken in geschlossenen Räumen.
  • An gewissen Orten in Amsterdam gilt an den Wochenenden ab Donnerstag, 16 Uhr, ein Alkohol-Verkaufsverbot in Geschäften.

Die Massnahmen der Niederländer für die zweite Welle sind drastisch – und sie zeigen auf, was uns bald auch in der Schweiz blühen könnte.


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