Der Kanton Bern handelt spät, aber hart: Ab Montag gilt in allen öffentlichen Innenräumen eine Maskenpflicht. Das heisst: Einkaufsläden, Kinos, Museen, Kirchen und Bahnhofsperrons dürfen nur noch mit Mundschutz betreten werden. Ausgenommen von der neuen Corona-Regel sind Schulen, Fitnessstudios und die Schalterhallen von Banken.
Zudem beschränkt die Berner Regierung die Besucherzahlen von Bars, Clubs und Restaurants auf 300 Personen. Und: Die Gäste dürfen die Maske nur dann ablegen, wenn sie an einem Tisch sitzen.
Maske hat «erzieherischen» Effekt
Das strikte Corona-Regime erstaunt insofern, als dass die Berner Regierung zuvor lange gezögert hatte. «Wir haben für den Ernstfall nur eine begrenzte Palette an Massnahmen zur Verfügung», erklärte Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg (57, SVP) am Mittwoch vor den Medien.
Weite man die Maskenpflicht aus, habe das einen erwünschten «erzieherischen Effekt» auf die Bevölkerung, der allerdings rasch wieder verpuffe. «Wir haben deshalb bewusst den aktuellen Zeitpunkt vor dem Wintereinbruch ausgesucht, um nochmals ein Signal an die Bevölkerung zu senden», sagte Schnegg.
Hälfte der Kantone als «Risikogebiet»
Bereits am Vormittag hatte der Kanton Zug die Maskenpflicht beim Einkaufen verhängt. Beide Kantone reagieren damit auf die sprunghaft steigenden Fallzahlen. Am Mittwoch verzeichnete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 1077 neue Ansteckungen – derart hoch waren die Zahlen seit Anfang April nicht mehr.
Insgesamt liegt nun die Hälfte der Kantone über dem Grenzwert, mit dem der Bund Risikogebiete im Ausland definiert: 13 Kanton verzeichnen mehr als 60 Ansteckungen pro 100'000 Personen innert zwei Wochen. Anders als bei einer Rückkehr aus einem Risiko-Land muss man nach einem Besuch in einem stark betroffenen Kanton nicht in die Quarantäne.
Nidwalden, Schwyz und Appenzell verzichten
Die Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) empfiehlt den Problem-Kantonen allerdings, ihr Corona-Regime zu verschärfen und insbesondere die Maskenpflicht auf Läden und öffentlich zugängliche Innenräume auszuweiten. Mit Bern und Zug kommen nun insgesamt neun der 13 stark betroffenen Kantone den GDK-Empfehlungen nach.
Schwyz, Nidwalden und die beiden Appenzell wollen ihren Bürgerinnen hingegen weiterhin keine Maske aufbrummen. Es stimme zwar, «dass der von der GDK empfohlene Inzidenzwert erstmals überschritten wurde», schreiben etwa die Nidwaldner Behörden auf Nachfrage von BLICK. Allerdings sei ein Grossteil der Neuinfektionen auf «zwei Cluster bei privat organisierten Anlässen zurückzuführen». Die Behörden hoffen, dass sich die Lage nun – wo die betroffenen Personen in Isolation seien – wieder beruhigt.
Und der Kanton Schwyz schreibt: «Es gibt im Moment keine Anzeichen, dass beim Einkaufen in Läden eine erhöhte Ansteckungsgefahr besteht.» Man sehe deshalb weiterhin von einem Mundschutz-Obligatorium ab.
Die GDK kann diese Stellungnahmen nur zur Kenntnis nehmen. Ein stärkeres Instrument als Empfehlungen hat sie nicht zur Hand. Der GDK-Vorstand appellierte am Mittwoch deshalb nochmals an die stark betroffenen Kantone, strengere Massnahmen zu ergreifen. Schliesslich sei die Lage nach wie vor «instabil».
PK Kanton Bern zur Maskenpflicht 07.10.20