Der Schweiz droht das Holland-Szenario
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Corona-Fallzahlen so hoch wie im April
Der Schweiz droht das Holland-Szenario

Die Corona-Zahlen steigen in der Schweiz wieder stark an. Der ehemalige Leiter der Corona-Taskforce, Matthias Egger, warnt vor einer «holländischen» Entwicklung.
Publiziert: 06.10.2020 um 23:29 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2020 um 19:56 Uhr
  • Corona-Höchststand seit 6 Monaten
  • Spitaleinlieferungen steigen
  • Epidemiologen alarmiert
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Der ehemalige Chef der Corona-Taskforce, Matthias Egger, macht sich Sorgen.
Foto: Keystone
Ladina Triaca

Der vorherige Leiter der Corona-Taskforce, Matthias Egger (63), warnt wegen der aktuell hohen Corona-Zahlen vor dem Holland-Szenario. Die Niederlande verzeichneten nach einer längeren stabilen Phase plötzlich einen starken Anstieg der Fallzahlen. Stehen wir kurz vor einem ähnlichen Wendepunkt? Egger hält das für möglich.

Sorgen bereiten dem Epidemiologen nicht nur die hohen Ansteckungszahlen, die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag verkünden musste: 700 Neuansteckungen hat das BAG innert 24 Stunden registriert. Derart hoch waren die Fallzahlen zuletzt Anfang April.

Auch die Positivitätsrate, die angibt, wie hoch der Anteil der Tests ist, die positiv ausgefallen sind, erreicht mit fast 10 Prozent einen Rekordwert seit dem Abklingen der ersten Welle.

«Maskenpflicht in Innenräumen»

Die Zahlen steigen in praktisch allen Kantonen. Um ein Holland-Szenario zu vermeiden, brauche es jetzt dringend Massnahmen, fordert Egger. «Eine Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen wäre meines Erachtens spätestens jetzt in allen Kantonen sinnvoll», sagt er.

Geht es nach dem Epidemiologen, müssten Kundinnen und Verkäufer in den Läden künftig schweizweit eine Schutzmaske tragen. Und auch am Arbeitsplatz sei eine Maske angezeigt, sobald die Distanz nicht eingehalten werden könne, so Egger. Oder im Lift.

In Zürich sind Masken in öffentlichen Innenräumen schon Pflicht. Vielerorts will man nicht so weit gehen. Die Berner Regierung diskutiert diese Woche über die Einführung einer Maskenpflicht in Läden. Der Kanton verzeichnet derzeit 60 Fälle auf 100'000 Einwohner. Das entspricht genau dem Grenzwert, mit dem der Bund Risikogebiete im Ausland definiert.

Berset spricht von Clustern

Zurückhaltender zeigte sich Gesundheitsminister Alain Berset (48, SP) bei einem Besuch im Kanton Zug. «Die steigenden Fallzahlen betreffen vor allem die Ballungsgebiete», betonte Berset – und verwies dabei etwa auf Zürich.

Der SP-Bundesrat führt die hohen Fallzahlen einerseits auf einzelne grössere Ansteckungsherde – sogenannte Cluster – zurück. Andererseits sei eine «generell steigende Tendenz» zu beobachten.

Umso wichtiger sei nun die Detektivarbeit der Contact Tracer, meint Epidemiologe und Taskforce-Mitglied Marcel Tanner (68): «Wir müssen wissen, wo die Infektionen stattfinden, damit wir gezielt die Ansteckungsketten unterbrechen können.»

Zunehmend sind wieder ältere Leute betroffen

Sorge bereitet den Experten auch, dass tendenziell wieder mehr ältere Personen erkranken. «Das beginnt sich nun auch in der steigenden Anzahl Hospitalisationen zu spiegeln», erklärt Tanner.

Ältere Menschen sind eher auf eine Behandlung im Spital angewiesen – und laufen eher Gefahr, das Coronavirus nicht zu überstehen.

Welche Rolle spielt der Winter?

Und welchen Einfluss auf Corona haben die sinkenden Temperaturen? Auch hier ist Berset zuversichtlicher als die Experten: Wenn es tatsächlich vor allem bei tieferen Temperaturen aktiv wäre, «gäbe es Regionen auf der Welt, in denen sich das Virus nicht ausgebreitet hätte», so Berset. Das sei jedoch nicht der Fall gewesen. «Ich vermute deshalb, dass der Anstieg nicht allein auf die Kälte zurückzuführen ist.»

Anders sieht das Taskforce-Mitglied Egger. Der Kälteeinbruch könne durchaus ein Grund für die steigenden Fallzahlen sein: «Die Menschen waren wieder häufiger in Innenräumen, und die Abstände wurden vielleicht nicht immer eingehalten.»

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