In Italien kommt es am Freitag im Adriaküstenort Civitanova Marche zu einem schrecklichen Vorfall – und das am helllichten Tag: Auf offener Strasse tötete ein Italiener (32) einen nigerianischen Strassenhändler (39).
Der tragische Vorfall hat in der Stadt grosses Entsetzen ausgelöst. Der Italiener habe den Nigerianer am Freitagnachmittag angegriffen und zu Tode geprügelt, wie die Polizei in der mittelitalienischen Kleinstadt am Samstag auf einer Pressekonferenz erklärte.
Der mutmassliche Täter habe sein Opfer verfolgt, mit dessen Krücke zu Fall gebracht und mehrmals zugeschlagen. Anschliessend habe er das Handy des Mannes mitgenommen. Die Polizei nahm den Mann wegen Verdacht auf vorsätzliche Tötung und Raub fest. Das Todesopfer soll italienischen Medien zufolge mit seiner Frau und seinem achtjährigen Kind in der Umgebung gelebt haben.
Passanten sahen tatenlos zu, wie der Mann getötet wurde
Doch nicht nur die Tat selbst, auch der Umstand, dass dem Mann niemand zur Hilfe eilte, sorgt in Italien für Empörung. Denn der tödliche Angriff ereignete sich inmitten einer belebten Einkaufsstrasse im Zentrum der Stadt.
Online kursierte ein Video, auf dem zu sehen war, wie der Angreifer sein Opfer noch am Boden liegend attackierte. Im Hintergrund sind Menschen zu hören, die «hör auf» oder «rufe jemand doch die Polizei» schreien. Der Fall löste landesweit Entsetzen aus, weil offenbar niemand zu Hilfe kam.
Wie die italienische «la Repubblica» schreibt, kommentierte der Anwalt der Witwe des Todesopfers, Francesco Mantella, das verstörende Video folgendermassen: «Es ist entsetzlich. Niemand greift ein, um ihm zu helfen, um diesen mörderischen Amoklauf zu stoppen. Wir müssen uns die Frage nach dieser beschämenden Gleichgültigkeit stellen, es gibt keinen Bürgersinn mehr, keine Sensibilität, keine Solidarität.»
«Wahnsinnige, beispiellose Gewalt»
Im italienischen Fernsehen sagte ein Passant, der Mann sei nur wegen seiner Hautfarbe getötet worden. Die Polizei hingegen betonte, es gäbe keine Anzeichen für eine rassistische Tat. Als Auslöser des Verbrechens vermuteten die Ermittler eine übertriebene Reaktion des Verdächtigen, als das Opfer nach Geld fragte. Der Mann war laut Medienberichten ein bekannter Strassenhändler in der Gegend.
Der Regionalpräsident der Region Marche, wo Civitanova Marche liegt, sprach auf Facebook von «wahnsinniger und beispielloser Gewalt». Die Region will ihm zufolge in einem möglichen Gerichtsprozess als Zivilpartei auftreten. Auch Politiker von linken bis rechten Parteien in Rom, die gerade mitten im Wahlkampf stecken, drückten ihr Entsetzen über die Tat und den Hinterbliebenen ihr Beileid aus. (SDA/dzc)