Mafiaboss in Sierra Leone gesichtet
Das brutale Drogenimperium vom «dicken Jos»

Nach jahrelangen Ermittlungen wurde einer der grössten Drogenbarone Europas in Sierra Leone entdeckt. Von Kokainschmuggel, Geldwäscherei und mörderischen Freunden: Ein Blick hinter die kriminellen Machenschaften seines gefürchteten Netzwerks.
Publiziert: 27.01.2025 um 13:08 Uhr
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Aktualisiert: 27.01.2025 um 22:21 Uhr
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Jos Leijdekkers ist einer der gefährlichsten Drogenbosse Europas.
Foto: Europol

Auf einen Blick

  • Meistgesuchter Krimineller Europas: Flüchtiger Jos Leijdekkers in Sierra Leone aufgetaucht
  • Drogenbaron mit Verbindungen zu hochrangigen Politikern in Westafrika
  • In den Niederlanden zu 24 Jahren Haft verurteilt, 200’000 Euro Belohnung für Hinweise
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Valentin KöpfliRedaktor News

Er schmuggelte Schiffscontainer voller Kokain nach Europa, ordnete in den Niederlanden einen Auftragsmord an und verübte in Finnland einen bewaffneten Raubüberfall: Jos Leijdekkers (33) ist einer der meistgesuchten Kriminellen Europas. Im Juni 2024 wurde er von einem Gericht in Rotterdam zwar zu 24 Jahren hinter Gittern verurteilt, doch der Drogenboss ist seit Jahren auf der Flucht. Auch ein belgisches Gericht verurteilte ihn im letzten September wegen Drogenhandels und Körperverletzung zu zehn Jahren Gefängnis. 

Seit nunmehr sechs Monaten ist sich die niederländische Polizei jedoch sicher: Leijdekkers hält sich in Sierra Leone auf. Der niederländische TV-Sender NOS zeigte in den Abendnachrichten Videomaterial, das den Drogenboss bei dem Besuch eines Gottesdiensts zeigen soll, gemeinsam mit dem Präsidenten des westafrikanischen Landes, Julius Maada Bio, und dessen Tochter. 

Wie viel Vermögen der «dicke Jos», wie er auch genannt wird, bereits ergaunert hat, was für ein Netzwerk er hat und wie ihm die Flucht gelang – Einblicke in eine kriminelle Schattenwelt. 

Vermögen

Mit dem Kokainschmuggel nach Rotterdam und Antwerpen soll Jos Leijdekkers Dutzende Millionen Euro verdient haben. Abgefangene Chatnachrichten zeigen laut niederländischen Behörden, dass Leijdekkers die Gewinne aus dem Kokainhandel wohl gewaschen und reinvestiert hat. Hunderte Kilo Gold soll er demnach verschoben haben. Eine abgefangene, sieben Tonnen schwere Kokainlieferung sei zudem nur die Spitze des Eisbergs, war ein Gericht in Rotterdam sicher. 

Flucht

200’000 Euro sind den niederländischen Behörden Hinweise wert, die zur Ergreifung des Drogenbarons führen. Mehrere Verdachtsmeldungen gingen daraufhin bei der Polizei ein. Lange vermuteten die Ermittler, dass sich Leijdekkers in der Türkei aufhält. Zwar ist nun sein Aufenthaltsort bekannt, doch kommen weitere Schwierigkeiten auf die niederländischen Behörden zu.

Weil mit Sierra Leone kein Auslieferungsabkommen bestehe und Leijdekkers möglicherweise die Staatsangehörigkeit des Landes angenommen habe, sei eine Auslieferung in die Niederlande eine Herausforderung. 

Sierra Leones Regierung teilte mit, dass die Polizei bereit sei, mit den niederländischen Behörden und weiteren internationalen Partnern zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig bekräftigte sie ihre Entschlossenheit, transnationale Kriminalität konsequent zu bekämpfen. Das westafrikanische Land gilt jedoch als Drehscheibe im Drogenhandel von Südamerika nach Europa. 

Netzwerk

Leijdekkers ist ein Nachfolger des berühmt-berüchtigten Mocro-Mafia-Bosses Ridouan Taghi (46). Taghi, dem selbst ernannten «Angel of Death», werden mehrere Morde und Auftragsmorde angelastet. Im Februar 2024 wurde er in den Niederlanden zur Höchststrafe verurteilt und verbringt nun den Rest seines Lebens hinter Gittern. Mehrere führende Köpfe des Netzwerks erhielten ebenfalls lange Haftstrafen.

Leijdekkers’ Auslieferung an die Niederlande wäre ein grosser Erfolg für die Strafverfolgungsbehörden und ein weiterer schwerer Schlag gegen die Mocro-Mafia.

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