Mädchen in Kinderheim getötet
Neue Details über Tatverdächtigen (11) von Wunsiedel (D)

Drei Wochen nach dem Tod eines Mädchens in einem Kinderheim in Wunsiedel (D) kommen neue Details ans Licht. Der Tatverdächtige, ein junger Bub, soll bereits vorher aggressiv geworden sein. Ein Kind, das in der Wohngruppe lebte, schildert katastrophale Zustände.
Publiziert: 24.04.2023 um 17:18 Uhr
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In Wunsiedel soll ein Mädchen in einem Kinderheim von einem Bub getötet worden sein.
Foto: keystone-sda.ch

«Ich mochte sie sehr, die war nett und lieb», erzählt der Bub (9). «Die schrie auch nicht so laut rum wie andere. Und sie war richtig gut in der Schule, nicht so wie ich», sagt er. Sie wurde «von vielen geärgert, sogar ganz oft» und habe häufig deswegen geweint. «Und nur, weil sie eben ein bisschen dicker war, ich fand das immer voll gemein», fügt er hinzu.

Das Mädchen (†10), über das er spricht, lebt nicht mehr. Lena* wurde getötet, mutmasslich von einem anderen Kind (11), von dem sie gemobbt wurde. Die Tat ereignete sich vor drei Wochen im deutschen Ort Wunsiedel im Heim St. Josef. Noch immer herrscht Entsetzen.

«Warum streitet ihr euch immer?»

Wie «Bild» berichtet, verhielt sich der mutmassliche Täter schon länger aggressiv gegenüber anderen Heimkindern. Er attackierte sie und schlug zu – unter anderem mit einem Baseballschläger. Auch in der Schule rastete er aus, verletzte Lehrer und löste einen Polizeieinsatz aus.

«Der Hausmeister hat einmal das Dach gereinigt, da fielen so dicke Matschklumpen runter», beginnt der Junge im «Bild»-Bericht zu schildern. Diese habe der Aggro-Bub dann genommen und ihn damit beworfen. Als der Neunjährige ihn bat aufzuhören und drohte, es den Erziehern zu sagen, eskalierte die Situation noch mehr. «Da ist er zu einem Busch gelaufen und hat dort einen versteckten Baseballschläger rausgeholt. Den hat er mir dann in den Rücken geschlagen, ganz fest.»

Noch Tage nach der Attacke litt er unter Schmerzen. Die Reaktion einer Erzieherin auf den Vorfall: Das Opfer habe selbst Schuld. «Warum streitet ihr euch immer?»

«Auf einmal kam die Polizei»

Stolz soll der spätere mutmassliche Straftäter erzählt haben, dass er den Baseballschläger in einer Tasche in das Heim geschmuggelt habe. «Nachdem er mich geschlagen hat, hat er den wieder woanders versteckt, die Erzieher haben aber auch nicht richtig danach gesucht. Er war böse und gemein, immer», klagt sein Opfer an.

Neue Details zum Tötungsdelikt sind dem Bericht ebenfalls zu entnehmen. Eigentlich sollte die Getötete in einem Hobbyraum schlafen, gefunden wurde sie am Morgen nach der Tat jedoch im Zimmer des Verdächtigen.

«Auf einmal kam die Polizei, dann Krankenwagen, wir sassen gerade beim Frühstück. Wir durften dann nicht mehr raus», so der Heimbewohner. Er habe sich aber auf die Toilette geschlichen und von dort aus gesehen, wie der mutmassliche Täter zunächst wegrannte und dann von der Polizei geschnappt wurde.

Der Bub, der mit seinen beiden Geschwistern im St. Josef-Heim untergebracht gewesen war, soll aus schwierigen Verhältnissen stammen. Er und seine Geschwister waren bereits auffällig geworden. Inzwischen befindet sich der Junge in einer gesicherten Einrichtung. Man habe ihn dort «präventiv untergebracht». (nad)

* Name bekannt

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