Litauen fühlt sich brüskiert
EU kommt Kreml bei Kaliningrad-Transitblockade entgegen

Seit Mitte Juni blockiert Litauen den Transit sanktionierter Güter in die russische Exklave Kaliningrad. Nun soll ein EU-Deal Moskau entgegenkommen. Vilnius wirft Deutschland dabei vor, sich von Russland einschüchtern zu lassen.
Publiziert: 01.07.2022 um 08:08 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2022 um 10:02 Uhr
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Offenbar darf Russland bald wieder sanktionierte Güter wie Stahl, Kohle und Aluminium in die Exklave Kaliningrad liefern.
Foto: Keystone

Litauen blockiert den Transit bestimmter Güter in die russische Exklave Kaliningrad – und beruft sich auf EU-Sanktionen. Laut Berichten laufen EU-Gespräche über ein Ende der Massnahme, insbesondere auf Drängen Deutschlands.

Womöglich sprechen die EU-Unterhändler von Konfliktprävention. Wegen Litauens Kaliningrad-Blockade drohte Russland mit Vergeltungsmassnahmen. Im Baltikum drohte eine neue Konfrontation. Jetzt wird der Streit um die Transitsperre auf Einlenken der EU offenbar entschärft.

Wie der «Spiegel» vorab meldet, will die EU-Kommission dem Kreml mit einem Deal entgegenkommen. Die «Klarstellung» soll demnächst erfolgen. Demnach dürfe Moskau die Transitstrecke nach Kaliningrad wieder für alle Güter nutzen, doch nur in begrenztem Umfang.

Konflikte innerhalb der EU

Unter Verweis auf die EU-Sanktionen verbietet Litauen seit dem 17. Juni den Transport von Gütern wie Baumaterial, Metalle und Kohle in die russische Exklave. Der in Brüssel ausgehandelte Deal soll nun einen Streit beenden, der nicht nur zu scharfen Worten zwischen Russland und der EU führte, sondern auch tiefe Konflikte innerhalb der EU über den Umgang mit Moskau offenbarte.

Neu sollen russische Güterzüge auch mit Sanktionen belegte Güter wie Stahl und Aluminium wieder nach Kaliningrad transportieren dürfen. Dies aber nur die Mengen, die schon vor dem Krieg geliefert wurden. Die Luft- und Seewege sind von den Sanktionen ausgenommen.

Wie viel genau die Russen künftig in die Exklave liefern dürfen, soll anhand der litauischen Zollunterlagen der letzten Jahre festgelegt werden. Diese Regelung soll auch verhindern, dass über Kaliningrad Produkte in andere Länder exportiert und EU-Sanktionen umgangen werden.

Litauen: Deutschland lässt sich von Russen einschüchtern

Der Deal ist heikel. Die EU will vermeiden, die Regierung in Vilnius blosszustellen. Der «Spiegel» zitiert dazu aus litauischen Regierungskreisen, dass offenbar insbesondere Berlin über das Vorgehen Litauens verärgert war. Ein Transport von Russland nach Russland sei auch unter Sanktionen erlaubt.

Aus Vilnius hiess es dazu am Donnerstag: «Die Deutschen üben Druck auf die Kommission aus, um durchzusetzen, dass die Sanktionen nicht für Kaliningrad gelten. Sie fürchten, dass ihre Soldaten in einen militärischen Konflikt geraten könnten und lassen sich von Russland einschüchtern.»

Noch letzten Samstag bekräftigte der litauische Präsident Gitanas Nauseda (58), dass die EU Moskau keine Zugeständnisse hinsichtlich des Transits russischer Waren nach Kaliningrad machen dürfe. (kes)

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