Auf einen Blick
- Tucker Carlson macht mächtig Druck auf die Ukraine.
- Donald Trump umgibt sich mit Putin-nahen Figuren.
- Das Thema Ukraine elektrifiziert die Anhänger des Republikaners kurz vor dem Wahltag.
Inflation, Migration, Abtreibungen: So sehr diese Themen Amerika wenige Tage vor den Präsidentschaftswahlen spalten, Europa können sie an sich egal sein. Ganz anders das Thema Ukraine. Die Vereinigten Staaten sind der mit Abstand grösste Geld- und Waffengeber des kriegsgebeutelten Landes. Klar ist: Ohne Washington geht Kiew unter. Die USA sind die Lebensversicherung – nicht nur für Wolodimir Selenski (46), sondern auch für die europäische Stabilität an sich.
Amerikas einflussreichster Journalist, der Ex-Fox-News-Moderator und heutige Youtube-Superstar Tucker Carlson (55), arbeitet mit Hochdruck daran, das zu ändern. «Wenn Donald Trump erst einmal gewählt ist, finden wir raus, wo die 100 Milliarden US-Dollar wirklich gelandet sind, die wir der Ukraine geschickt haben», rief Carlson am Halloween-Abend in die ausverkaufte Desert Diamond Arena in Phoenix, der Hauptstadt des Swing-States Arizona.
«Wenn die Europäer wollen, dass wir sie verteidigen, dann sollten sie vielleicht endlich mal ein bisschen mehr Geld in ihre Verteidigung investieren!», rief Carlson. Standing Ovations.
Drei Gründe sprechen dafür, dass der Ukraine bei Trumps Wiederwahl kaum eine andere Option als die mindestens teilweise Kapitulation bleiben wird:
Donald Trump findet Putin sympathisch
Trump, Stargast von Tucker Carlsons ausverkaufter Phoenix-Live-Show, erzählte den jubelnden Anhängern in Phoenix von seinem engen Verhältnis zu Wladimir Putin (72). «Wie gehts dir, Wladimir?» So habe er ihn bei ihren Treffen jeweils begrüsst. Ein gescheiter Mann sei der Kreml-Herrscher. Putin habe viel Ehrfurcht gehabt vor ihm – ganz anders als vor Biden, erzählte Trump in Arizona. Kein kritisches Wort über den mutmasslichen Kriegsverbrecher aus Moskau.
Trump würde binnen weniger Stunden nach seiner Wiederwahl mit Putin in Kontakt treten und um ein persönliches Treffen bitten. Das hat der US-Republikaner mehrfach betont. Dass er sich dabei vom ausgebildeten einstigen KGB-Spion erneut um den Finger wickeln lassen wird, ist sehr wahrscheinlich.
Amerikas mächtigster Journalist macht mächtig Druck
Tucker Carlson hat als erster westlicher Journalist seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs ein 1-zu-1-Interview mit Putin in Moskau geführt. Putin hat dem amerikanischen Journalisten in ausschweifenden Antworten viel historischen Unsinn erzählt und seinen Terror-Angriff auf das friedliche Nachbarland mit allerlei Lügen gerechtfertigt – etwa damit, Kiew werde von Nazis regiert, die russischsprachige Minderheit im Land unterdrückten. Carlsons Popularität schoss nach der Veröffentlichung des Putin-Interviews noch einmal deutlich in die Höhe.
Mehr zu Trump und Putin:
Der konservative Fernseh-Journalist hat das Thema Ukraine-Krieg spätestens nach seinem Putin-Interview im Februar 2024 als Quotenknüller erkannt. «Die allerwenigsten Menschen in Washington interessieren sich für eure Sorgen. Ihr seid schliesslich keine Ukrainer», provozierte der Wahl-Floridianer in Arizona. Dass Trump viel auf Carlsons Meinung gibt, ist kein Geheimnis. So war Carlson (neben Trumps ältestem Sohn Don Junior (46)) einer der lautesten Unterstützer von J.D. Vance (40), den Trump schliesslich zu seinem Vizepräsidenten machte.
RFK Junior und Elon Musk streuen Sand ins Getriebe
Robert F. Kennedy Junior (70), der Ex-Demokrat und Ex-Präsidentschaftskandidat, hat sich kompromisslos hinter Donald Trump gestellt und verkündete als zweiter Carlson-Stargast in Phoenix seinen Plan, wie er Amerika zum gesündesten Land der Welt machen will («Make America Healthy Again»). Doch die Fett- und Zuckersucht des 330-Millionen-Landes sind nicht die einzigen Abhängigkeiten, die Kennedy beschäftigen. «Wir müssen endlich unsere endlosen Kriege beenden und unsere Sucht nach Konflikten in fremden Ländern bekämpfen», rief der Neo-Trump-Anhänger mit seiner brüchigen Stimme in die Menge. Wieder tosender Applaus.
Ähnliche Töne stimmt Tesla-, X- und SpaceX-Chef Elon Musk (53) an, wenn er – wie derzeit gerade in Pennsylvania – für Trump die Werbetrommeln schwingt. Musk, der die Ukraine ursprünglich unter anderem mit Gratis-Services seines Satelliten-Internetdienstes Starlink unterstützte, soll sich in den vergangenen Monaten mehrfach direkt mit Putin ausgetauscht haben. 2022 hat er zudem einen Friedensplan vorgelegt, der die Ukraine zur Aufgabe ihrer an Russland verlorenen Gebiete zwingen würde. Als Teil des Trump-Kabinetts – und Trump will den Südafrikaner fix mit an Bord holen – bekäme diese gefährliche Form des Friedens in der Ukraine massiven Rückenwind.